Hoch oben im Salzburgischen Lungau liegt der kleine Ort Mariapfarr. In dessen gotischer Kirche versah der junge Hilfspriester Joseph Mohr 1816 den Pfarrdienst. Mehrere Filialkirchen gehörten zu dieser Stelle, Mohr musste in allen die Messe lesen. Dort oben schrieb er ein Gedicht mit sechs Strophen, von denen jede mit den Worten "Stille Nacht! Heilige Nacht!" beginnt. Er nannte das Gedicht "Weynachts-Lied", obwohl er noch keine Melodie dafür hatte.
Nach nur einem Jahr ließ er sich wieder hinunter in seine Heimatstadt Salzburg versetzen, weil ihm die Gebirgsluft in mehr als tausend Metern Höhe nicht bekam. Seine neue Stelle an der St.-Nicola-Kirche in Oberndorf an der Salzach brachte ihm die Begegnung mit dem fünf Jahre älteren Schullehrer Franz Xaver Gruber aus Arnsdorf ein, der in Oberndorf die Orgel spielte. Sie freundeten sich an. Und irgendwann kam das Gespräch auf jenes Gedicht aus Mariapfarr.
Gruber erfand eine Melodie dazu, die sich an die in der Weihnachtszeit übliche sizilianische Hirtenmusik anlehnt, und am Heiligen Abend 1818 sangen sie das Lied zum ersten Mal in der Oberndorfer Kirche. Warum? Bekannt war lange Zeit nur, dass Priester und Kantor das Lied zweistimmig gesungen haben und dass der Priester dabei auf seiner Gitarre die Begleitung spielte.
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Die älteste Fassung des Liedes:
Stille Nacht! Heilige Nacht!
Alles schläft, einsam wacht
Nur das traute hochheilige Paar.
Holder Knabe im lockigen Haar,
Schlaf in himmlischer Ruh!
Schlaf in himmlischer Ruh!
Stille Nacht! Heilige Nacht!
Gottes Sohn, o wie lacht
Lieb aus deinem göttlichen Mund,
Da uns schlägt die rettende Stund‘.
Christ, in deiner Geburt!
Christ, in deiner Geburt!
Stille Nacht! Heilige Nacht!
Die der Welt Heil gebracht,
Aus des Himmels goldenen Höh‘n
Uns der Gnaden Fülle lässt seh‘n
Jesus, in Menschengestalt,
Jesus, in Menschengestalt
Stille Nacht! Heilige Nacht!
Wo sich heute alle Macht
Väterlicher Liebe ergoss
Und als Bruder huldvoll umschloss.
Jesus, die Völker der Welt,
Jesus, die Völker der Welt.
Stille Nacht! Heilige Nacht!
Lange schon uns bedacht,
Als der Herr vom Grimme befreit,
In der Väter urgrauer Zeit
Aller Welt Schonung verhieß,
Aller Welt Schonung verhieß.
Stille Nacht! Heilige Nacht!
Hirten erst kundgemacht
Durch der Engel Halleluja,
Tönt es laut von ferne und nah:
Christus, der Retter, ist da!
Christus, der Retter ist da!