Konstantin Wecker, Margarete Stokowski
Margarete Stokowski und Konstantin Wecker im Münchner Café "Hoover & Floyd"
Paula Winkler
Konstantin Wecker und Margarete Stokowski
"Neoliberaler Feminismus – so ein Quatsch!"
Die Kolumnistin und der Liedermacher über die Frauenbewegung, über Anarchismus und was das Untenrum mit dem Obenrum zu tun hat
Tim Wegner
Tim Wegner
Paula Winkler
26.05.2017
11Min

chrismon: Darf ich mich zu Ihnen hinbewegen...?

Konstantin Wecker: ... Darf ich Ihnen in die Augen sehen...?

...Darf ich meinen Arm um Ihre Schultern legen, ohne dass Sie gleich vorn Kadi gehen? – Das Lied ist von 1994, es heißt "Sexual Correctness". Herr Wecker, würden Sie das heute noch mal so schreiben?

Wecker: Ich würde es vor allem nicht mehr singen, nicht in meinem Alter. Aber ich finde es gar nicht so daneben. Ich streite oft mit meiner Frau, die es lächerlich findet, ­dass ich mich als Feminist bezeichne, weil ich mich ihrer Meinung nach nicht so geriere. Es kann schon sein, dass meine Generation Muster in sich hat, die sie nicht ablegen kann. Ich bin immer wieder doch ein schwächelnder Mann.

Margarete Stokowski: Was sind die Muster?

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Nebenbei gefragt

Frau Stokowski, wer hat Sie beeinflusst?

Meine Philosophie­lehrerin. Wegen ihr habe ich Philosophie statt Physik studiert.

Wie war sie?

Wenn sie in die Klasse kam, war es sofort ruhig. Sie hat uns gefordert. Sie gab uns Sätze, und wir sollten 30 Minuten nach­denken. Natürlich hingen wir 20 Minuten rum – aber wir blieben dabei!

Welche kuriosen Fragen werden der Feministin Stokowski gestellt?

Ob ich "guilty pleasures" hätte, etwa sexistische Serien guckte. So was macht einen ja für manche sympathischer. Aber leider: nein.

Nebenbei gefragt

Herr Wecker, früher trugen Sie eine dicke Goldkette...

Ja, die war von meiner Mama. Leider habe ich sie verloren. Mein Hemd war auch immer einen Knopf zu weit auf. Joan Baez sollte mir sagen, das gehe so nicht.

Und?

Sie meinte: Wieso, wenn er eine schöne Brust hat, kann er sie doch herzeigen! Ein Ritterschlag.

An welches Ihrer Vorbilder denken Sie besonders gern?

An Petra Kelly. Ich hab oft zu ihr gesagt: Petra, lach halt mal. Dann sagte sie: Ich kann nicht. Sie war so sehr eins mit den Leidenden. Ein außergewöhnlicher Mensch.

Infobox

Noch mehr Bücher zum Thema:

Laurie Penny: Unsagbare Dinge: Sex, Lügen und Revolution. Edition Nautilus, 288 Seiten, 16,90 Euro

Rebecca Solnit: Wenn Männer mir die Welt erklären. btb Verlag, 176 Seiten, 9,99 Euro

Jessa Crispin: Why I Am Not A Feminist: A Feminist Manifesto. Melville House, 176 Seiten, 15,99 Euro, auf Englisch

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