Proteste während der "Regenschrim-Revolution" in Hongkong 2014
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Hongkongs gespaltene Gesellschaft
China rückt näher
Chinas wachsender Einfluss verändert das Leben in Hongkong. Nicht zum Guten, findet Pfarrer Jan Depner
Foto: Privat
28.03.2016
2Min

Während die Christen auf dem chinesischen Festland häufig vor Optimismus sprudeln, macht sich in den Gemeinden in Hongkong Lähmung breit. Die Stimmung in der (offiziell) politisch unabhängigen Millionenstadt hat sich insgesamt gedreht. Seit zwei Jahren mischt sich Peking immer mehr in die hiesige Politik ein. Die untere Mittelklasse, zu der die meisten Christen gehören, sieht ihre Zukunftsperspektiven schwinden. Eine eigene Wohnung kann sich kaum noch jemand leisten. Und für die eigenen Kinder ein Schulsystem nach Pekingschem Stil? Nein danke!

###autor###Schon hat eine Emigrationswelle nach Kanada und in die USA begonnen. Zudem ist die Bevölkerung nach der sogenannten Regenschirmrevolution von 2014 tief gespalten – Demonstranten hatten wochenlang Straßen besetzt und gegen Pekings Einfluss auf die Wahlen protestiert. Sie hatten sich mit Regenschirmen vor Pfefferspray und Tränengas geschützt. Die Protestlager wurden geräumt, danach schwieg man die unterschiedlichen Auffassungen tot. Harmonie zu wahren ist eine soziale Pflicht.

Doch durch viele Familien geht seitdem ein Riss, ebenso durch Gemeinden. Junge Christen fühlen sich im Kampf für Demokratie von ihren Pfarrern allein gelassen, sie vermissen klare Stellungnahmen. "Die Kirche hat versagt und 1,2 Millionen Jugendliche verraten" – diesen Satz hört man jetzt häufig. Die Pfarrer stehen zwischen diesen wütenden Jungen und den betuchteren Gemeindemitgliedern, die das ökonomisch wichtige Festland nicht verprellen wollen. Seit vor einigen Monaten mehrere Mitarbeiter eines chinakritischen Verlags verschwanden, geht hier die Angst um. Chinesischen Christen, die in Hongkong arbeiten, verbot die Kommunistische Partei schriftlich, unter ihren Landsleuten zu missionieren.

Viele Hongkonger ducken sich im vorauseilenden Gehorsam. Ein Predigerseminar etwa sagte die Ehrung eines literarischen Werkes ab, das Peking unliebsam ist. Und erstmals in der Geschichte Hongkongs verschwanden chinakritische Bücher aus den Buchläden.

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