Sie haben als Elfjährige begonnen, das Kopftuch zu tragen. Erinnern Sie sich an den ersten Tag? An das Gefühl von damals?
Ayla Işik: Nicht genau. Ich weiß nur noch, dass es der erste Tag in der neuen Schule war. Mir war klar, dass ich mit dem Beginn der Periode die Haare zu bedecken habe, weil ich aus einer muslimischen Familie komme, die sich nach den religiösen Geboten orientierte. Alle Frauen in meiner Familie und in unserem nahen Umfeld trugen ein Kopftuch. Daher stellte ich mir gar nicht die Frage, ob ich es möchte. Die einzige Freiheit, die ich hatte, war die Entscheidung über den "günstigen" Zeitpunkt. Und den sah ich beim Wechsel auf die weiterführende Schule. Obwohl ich noch nicht meine erste Periode hatte, entschied ich mich, mit dem Kopftuch in die neue Schule zu gehen. Ich dachte, dass es einfacher für mich werden würde, wenn die neuen Lehrkräfte und Mitschülerinnen und Mitschüler mich als Kopftuchträgerin kennenlernen.
Wie waren die Reaktionen in Ihrem Umfeld?
In meiner Familie haben sich alle sehr gefreut. Sie waren stolz auf mich und haben mich so in meiner Entscheidung bestärkt. Anders als bei etlichen anderen Familien gab es für mich aber keine sogenannte Kopftuchfeier. Negatives von Mitschülerinnen und Mitschülern und Lehrkräften habe ich nicht in Erinnerung, sie waren mir gegenüber neutral, und das Kopftuch war kein großes Thema in der Schule. In der Oberschule war ich nicht die einzige Schülerin mit Kopftuch.
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Kopftuch? Nein danke!
Dieses sogenannte Kopftuch verachte ich, denn solange Männer in ihren Plunderhosen herumpilgern, haben Frauen ihrer Schönheit wegen das Recht, das Kopftuch abzulegen. Jedes Baby kommt nackt zur Welt und ein Gott hat niemals das Kopftuch bei der Geburt daneben gelegt. Das ist Männerwerk, außerstande, Weiblichkeit zu genießen.
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Sehr geehrte Damen und Herren
Sehr geehrte Damen und Herren,
wie immer, lese ich Chrismon von vorn bis hinten. Vielen Dank.
Mit besonderem Interesse habe ich den Bericht über die Kopftuchfrage gelesen. Frau Ayla Isik schildert sehr ausführlich, welche Überlegungen für und wider das Kopftuch sprechen.
Ich würde gerne mal meine Überlegung als deutsche Christin ansprechen und wundere mich, wieso diese bei den vielen jungen muslimischen Frauen, die in Deutschland geboren und aufgewachsen sind, noch nie in Betracht gezogen wurde.
Der Prophet Mohammed, der den Frauen das Kopftuch empfahl, war ein kluger und um seine Mitmenschen besorgter Mann. Er lebte im Orient, wo Wasser eher knapp war und der Sand der Wüste vom Wind verweht wurde. Da ist es ein guter und kluger Rat, dass Frauen ihr langes Haar bedecken, das Haar, das für uns Frauen ein Geschenk unseres Schöpfers ist, ob von Gott oder von Allah.
Ich bin im 21. Jahrhundert nicht der Meinung, dass mein Schöpfer mich mit Haaren ausgestattet auf die Welt geschickt hat und verlangt, dass ich die, außer vor meinem Ehemann, verstecken muss.
In Deutschland gibt es Sandstürme eher selten und ausreichend Möglichkeiten zum Duschen und Haarewaschen , also entfällt die Notwendigkeit, den Kopf dauerhaft luftdicht einzuwickeln.
Um nicht überheblich zu erscheinen. Ich bin im stockkatholischen Bayern in Klosterschulen aufgewachsen. Die Nonnen damals hatten, je nach Orden, auch nur das Gesicht unbedeckt, auch aus religiösen Gründen. Doch auch hier haben sich die Ordenstrachten aus dem Mittelalter entscheidend verändert, wurden zeitgemäß modernisiert und die wenigen noch verbliebenen Nonnen sind sicher nicht weniger gläubig und gottesfürchtig.
Mein Brief wurde jetzt länger als gedacht. Falls Sie der Meinung sind, dass ihn Frau Isik lesen möchte, bitte weiterleiten. Falls nicht, einfach in den Papierkorb.
Ich bin 84 Jahre alt und meine Welt verändert sich gerade so gravierend, dass das Kopftuch der muslimischen Frauen wirklich das kleinste Problem für mich ist.
Mit freundlichen Grüßen
Christa Krucker
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Danke für diesen Bericht.
Danke für diesen Bericht. Sonst liest man doch mehr, wie intolerant die deutsche Gesellschaft gegenüber dem Kopftuch sei. Der Druck der Familie - besonders der männlichen Mitglieder - ist immens und so subtil, dass viele Mädchen glauben, dass es eine gute selbstgetroffene Entscheidung sei , ein Kopftuch zu tragen. In den Schulen sollte „neutrale“ Kleidung getragen werden. Das würde den Druck auf die Mädchen verhindern.
Elke Baum
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Muslim headscarves
Christian nuns look almost identical to a religious Muslim woman. So why do we find it unremarkable that nuns cover their hair as an expression of religious belief but objectionable when Muslim women do the same ? And why is no discussion in this article about Orthodox Jewish women who cover their hair or even shave off their hair and wear a wig. Do we seriously imagine that the pressure on young orthodox Jewish women is any less than in a Muslim family ?
So why the focus exclusively on Muslims? I think we all know the real reason: prejudice against Islam.
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Zum Leserbrief von David Hawkins
Lieber David Hawkins,
Ich finde an diesem Interview wirklich gar nichts, was islamfeindlich wäre - es ist einfach die Schilderung einer jungen muslimischen Frau über ihr ganz privates Verhältnis zu einer Kopfbedeckung/einem religiösen Symbol.
Übrigens ist die Kopfbedeckung einer Nonne nicht gleichbedeutend mit der Kopfbedeckung einer muslimischen Frau. Im ersten Fall ist das eine Person, die ihr gesamtes Leben Gott gewidmet hat. Das entspricht nicht dem, was die Kopfbedeckung einer Muslima bedeutet.
Viele Grüße, Charlotte
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Danke für diesen Bericht.
Danke für diesen Bericht. Sonst liest man doch mehr, wie intolerant die deutsche Gesellschaft gegenüber dem Kopftuch sei. Der Druck der Familie - besonders der männlichen Mitglieder - ist immens und so subtil, dass viele Mädchen glauben, dass es eine gute selbstgetroffene Entscheidung sei , ein Kopftuch zu tragen. In den Schulen sollte „neutrale“ Kleidung getragen werden. Das würde den Druck auf die Mädchen verhindern.
Elke Baum
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