Grüne Hügellandschaft und Schafe an den Klippen von Donegal. Irland hat aber noch mehr zu bieten
Grüne Hügellandschaft und Schafe an den Klippen von Donegal. Irland hat aber noch mehr zu bieten
privat
How are you? Grand!
In Irland duzt sogar das Finanzamt, schreibt Pfarrer Florian von Issendorff. Und bei Playdates geht es nicht nur um die Kinder.
25.01.2023

How are you?" Es hat eine ­Weile gebraucht, bis wir auf ­diese irische Grußformel nicht mehr ausführlich von unserem bisher so anstrengenden Tag erzählten. Das Gegenüber will eigentlich nicht wissen, wie es uns geht. Die Frage ist wie ein "Hallo!".

Mittlerweile wissen wir, dass es zwei Antwortmöglichkeiten gibt: "How are you?" (die Frage wird einfach wiederholt und alle sind glücklich) oder "Grand!" (also "Großartig!", wobei die emotionale Bedeutung eher dem norddeutschen "Muss ja" gleichkommt).

Irland ist ein besonderes Land. Besonders schön. Mit besonderen ­Regeln im Alltag, wobei wir nicht den Links­verkehr meinen. Gerade bei offiziellen Anlässen sollte man Irisch sprechen – oder zumindest ein paar Wörter parat haben. Das ist nicht einfach. Für uns klang diese gälische Sprache anfänglich wie Klingonisch aus Star-Trek-Filmen. Und bis heute scheitern wir an den Aussprache- und Grammatikregeln.

Privat

Florian von Issendorff

Pastor Florian von Issendorff betreut seit September 2022 zusammen mit seiner Frau Anja, ebenfalls Theologin, die Evangelisch Lutherische Kirche in Irland. Für beide war es ein lang gehegter Traum, einmal auf der grünen Insel als Pastoren zu arbeiten.

Neu war für uns auch das typisch irische Playdate. Wenn in Deutschland Kinder zum Spielen verabredet sind, haben die Eltern einer Seite oft einen freien Nachmittag – können ­also in Ruhe einkaufen oder gemütlich auf dem Sofa sitzen. Bis die Kinder ­nächs­te Woche dann bei der anderen Familie spielen. In Irland bleiben die Eltern zum Playdate oft. Die Kinder spielen, die Erwachsenen trinken Kaffee. Und im Nu ist der halbe Tag vorbei.

Dazu kommt eine weitere irische Eigen­tümlichkeit: das konsequente Duzen. Nicht nur im Hinblick auf das englische "You", sondern auch, weil hier in der Regel immer der Vor­name benutzt wird. So fing selbst der Brief mit der Steuernachzahlung vom Finanz­amt an mit: "Lieber ­Florian . . ." Und irgendwie konnte ich dem Finanz­beamten Kevin, der den Brief unterschrieben hatte, dann gar nicht mehr böse sein.

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