Posteingang - Brexit
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Ausländer im Brexit-Chaos
In Großbritannien tritt Ausländerfeindlichkeit immer offener zutage. Die Auslandspfarrerin in Schottland berichtet
14.05.2019

Eine spanische Familie läuft durch die Fußgängerzone – und wird von ein paar Halbwüchsigen aggressiv angesprochen, sie sollten doch gefälligst Englisch sprechen. Ein dunkelhaariger Mann bekommt an der Bushaltestelle zu hören, er hätte Glück, dass er hier in Edinburgh Bus fahren könne. Bald müssten er und seinesgleichen ja wieder nach Italien verschwinden. Und das wäre gut so. Der verdutzte junge Mann ist gebürtiger Edinburgher.

Verena Jantzen

Verena Jantzen 
ist Pfarrerin an der deutschen evangelischen Gemeinde in Schottland und 
Nordost-England.

Wiederholt sich Geschichte? Ich hoffe nicht. Ich habe das Gefühl, die Fremdenfeindlichkeit heutzutage bleibt nicht unwidersprochen. Und die überwältigende Mehrheit der Begegnungen ist freundlich und respektvoll, ungeachtet ihres Hinter­grundes. Aber die Zeit der euro­päischen Leichtigkeit dahin. Dahin die Unkompliziertheit, mit der sich Menschen anderer Natio­nalität nieder­lassen konnten. Auch die Mitglieder der deutschen Gemeinden sind betroffen.

Viele, die schon lange hier ­wohnen, bemühen sich jetzt um die britische Staatsbürgerschaft. Das ist aufwendig und teuer. Britische Ehepartner beantragen den (günstigeren) deutschen Pass. Andere sind zurück nach Deutschland gegangen. Besorgt sind alle. Um die berufliche Zukunft, die wirtschaftliche Entwicklung, die Leichtigkeit zu reisen. Die Frage nach der schottischen Unabhängigkeit wird nach einem Brexit erneut laut werden. 
Die Mehrzahl der Schotten ist gegen den Austritt aus der EU. Niemand spricht leichtherzig über den ­Brexit, auch nicht unter den Deutschen. Die meisten Deutschen, die hier ­eine ­Heimat gefunden haben, lieben das Land und seine Leute. Die Liebe ist nicht weniger geworden, aber im ­Moment tut sie weh.

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