Für Außenstehende wirkt es manchmal kurios, wenn sich Mitglieder der Kirchenparlamente, Bischöfe und Bischöfinnen mit "Bruder" und "Schwester" anreden. Denn natürlich können auch in der Kirche die einen gut miteinander, und andere können sich nicht riechen. Die Kirche und ihre Mitglieder sind ja ein Spiegel der Gesellschaft.
Claudia Keller
Und wie das Land insgesamt befindet sich die Kirche mitten in einem großen Umbruch und weiß noch nicht so recht, wo es hingehen soll. Die einen marschieren voran, andere bremsen. Viele traditionelle Formen und Strukturen werden aufrechterhalten und Neues kommt hinzu. Das führt zu Doppel- und Dreifachbelastungen der Mitarbeitenden.
Dazu kommt auch in der Kirche ein Gegensatz von Stadt und Land. Es gibt SUV-Fahrer, andere machen bei der "Letzten Generation" mit. Es gibt Pazifisten, anderen geht es mit den Waffenlieferungen an die Ukraine viel zu langsam. Es muss gespart und vieles aufgegeben werden, und trotzdem will man als gute Christenmenschen zuversichtlich und fröhlich bleiben. Das alles ist wahnsinnig anstrengend.
Fair und respektvoll
Da tut es gut, wenn Annette Kurschus, die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sagt, ihr müsst euch nicht auf eine Seite schlagen, drosselt mal die Geschwindigkeit, hört aufeinander statt aufeinander einzureden. Die EKD-Synodalen, die Mitglieder des höchsten Kirchenparlaments, dankten es ihr bei ihrer Tagung in Magdeburg mit viel Applaus.
Kurschus meinte das nicht als Aufforderung, Kontroversen auszuweichen, so wurde es auch nicht verstanden. Im Gegenteil. Es wurde leidenschaftlich diskutiert, zum Beispiel über Krieg und Frieden. Aber so fair und respektvoll, dass man abends trotzdem zusammen Bier trinken konnte – eben wie unter Brüdern und Schwestern, die sich streiten und doch wissen, was sie aneinander haben.
Dass man so wertschätzend miteinander umgeht, liegt auch an der gewachsenen Vielfalt des Kirchenparlaments, an der Verjüngung: 20 der 128 Delegierten sind unter 30 Jahren. Die Jungen können viel unbefangener fragen, ob der pazifistisch grundierte Beschluss zur Friedensethik von 2019 falsch war. Bei den 65-Jährigen, die schon gegen den Nato-Doppelbeschluss gekämpft haben, geht es bei dieser Debatte schnell auch um das eigene politische Leben, das man ungern infrage stellen möchte. Als es um die Erderwärmung ging, brachten die jungen Synodalen eine neue Klarheit und Entschiedenheit in die Debatte, die viele Ältere mitriss.
Am Ende einigte man sich auf Kompromisse, wie das eben so ist im parlamentarischen Geschäft: Bei Autofahrten im kirchlichen Kontext soll ein Tempolimit von 100 km/h auf Autobahnen und 80 km/h auf Landstraßen gelten – eine Selbstverpflichtung. Und die Landeskirchen sollen bis 2035 klimaneutral werden, nicht erst bis 2045 wie eine kürzlich verabschiedete kirchliche Klimaschutzrichtlinie vorsieht.
Die 26 Jahre alte Synoden-Präses Anna-Nicole Heinrich leitete die Tagung konzentriert und locker und ließ viele Lieder anstimmen. Das Singen sollte man nicht unterschätzen: Es löst Verspannungen, schafft Gemeinschaft und macht zumindest den meisten Synodalen großen Spaß. Die Tagung beflügelte viele, was die Arbeit zuhause leichter macht. Da hat das Kirchenparlament ganz schön was geschafft.
Synode
Die Überschrift "Neuer Schwung" kann wohl nur ironisch gemeint sein - es sei denn der Autor leidet unter Realitätsverweigerung. "Heftiger Gegenwind" oder "Rohrkrepierer" wäre richtiger gewesen. Eine Synode, die potenziellen Straftätern der "Letzten Generation" eine Plattform bietet, die als Steigbügelhalter der Grünen sich lächerlich macht und mit ihrem Auftreten die vielen, regelmäßigen Kirchgänger vor den Kopf stößt, die eine weitere Austrittswelle provoziert, ist nicht tragbar. Anstatt die Verkündigung des Evangeliums in den Mittelpunkt zu stellen wird der wesentlichen Kern, nämlich Jesus Christus weitgehend ignoriert und stattdessen als zweitklassige NGO agiert. Diese Synode hat fassungslos gemacht - viele Gemeindeglieder und auch Pfarrer in unserem Kirchenbezirk sind mehr als irritiert. Auch wenn das Anliegen des Umweltschutzes wichtig ist, schließlich hat Gott uns diese Erde zum bebauen und bewahren gegeben - der Kern des christlichen Glaubens ist die Erlösung durch Jesus Christus und es ist die Aufgabe der Kirche, den Menschen von Jesus zu erzählen und ihn der heutigen, sehr säkularen Gesellschaft, näher zu bringen.
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Schwung nach unten
"Endzeitpredigt" - Die Predigten der Kirchen waren auch nie etwas anderes, nie waren es Bergpredigten zur gottgefälligen Überwindung der Konfusion, es wird sich nur darauf vorbereitet, daß die Vorsehung möglichst nach dem Gusto des "Guten" erfüllt wird, Jesus ist dabei zum Sündenbock erklärt worden, der die Gewinner des Wettbewerbs mit Freikarten für den "Himmel" versorgen soll, darauf beharrt und schwört der "brave" Bürger.
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Ein neuer Schwung ist da! Von
Ein neuer Schwung ist da! Von WEM, WO und WIE? Tiefgreifende Reformen werden angekündigt, Für WAS, von WEM, WANN? Bis jetzt auch hier nur gehört von 100 auf BABs und 80 auf Landstrassen für Bischöfe und Hochrangige im Dienst. Das kann doch nicht alles sein! Ein Kurzbericht für die Welt und von jeder Kanzel ist doch die leichteste Übung.
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Mit neuem Schwung!
Dann sollte man dem neuen Schwung beistehen. Zur Begeisterung Zahlen:
1800 1 Milliarde.
1927 2 n. 127 J.
1960 3 n. 33 J.
1974 4 n. 14 J.
1987 5 n. 13 J.
1999 6 n. 12 J.
2011 7 n. 12 J.
2022 8 n. 11 J.
2094 14 n. jew. 12 J.
2100 12 n. jew. 20 J.
Mind. 50 % mehr in 3 Generationen. Das ist der Maßstab für den Schwung, der dann keine Begeisterung mehr auslöst. Dann doch lieber mit der Bratwurst Augen zu und durch. Was da in der Synode an Realtätsverweigerung demonstriert wird, ist nicht zu fassen. Bedeutet doch zum Minimalüberleben die Konsequenz der Zahlen eine Revolution und die Neuformulierung aller christlichen Werte bis? Aber ganz anders als gedacht.
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Synodaler Weg in die Zukunft?
Synoden sollen Richtung geben. Was kommt ist bekannt. Dass daran nichts zu ändern ist, auch. Denn was so lange zerstört wurde, kann nicht per Gesetz in wenigen Generationen repariert werden. Es gilt, sich über die Ursachen einig zu sein und die zu beenden. Freiwillig ist das nahezu unmöglich. Da sind jetzt 8 Milliarden, die ernährt und versorgt sein wollen. Die wirksam zu reduzieren, sprengt jede Vorstellung. Um das zu wollen, müssten auch die religiösen, politischen und gesellschaftlichen Werte entsprechend angepasst werden. Das ist mit gutem Gewissen freiwillig undenkbar. Auch nicht mit schönen Liedern, Tempo 80 und veganen Idealen. Das ist alles Homöopathie gemessen an den Problemen. Auch künftig sind erneut eher die esotherischen Dunkelkammern als das Licht der Zukunft zu erwarten. Augen auf und denken, dann wird die Zukunft nebulös sichtbar. Damit hätte eine Synode in Rom oder Magdeburg beginnen können. Aber zu schmerzhaft um die Zukunft wissen zu wollen.
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