Patentschutz aussetzen!
Patentschutz aussetzen!
Felix Dlangamandla, Gallo Images, Getty Images
Patentschutz aussetzen!
Die Pandemie ist erst vorbei, wenn genug Menschen geimpft sind – weltweit.
Sebastian DrescherPrivat
22.12.2020

Ist ein Ende in Sicht? Haben wir Masken, Abstandhalten und den zähen Corona-Alltag bald hinter uns? Die Erforschung vielversprechender Impfstoffe gegen das Virus lässt hoffen, zumindest hierzulande. Aber gerade in einer globalen Gesundheitskrise sollten wir eben nicht nur auf uns schauen. Denn während in Deutschland die ersten Impfungen anlaufen, werden die Menschen anderswo darauf womöglich noch eine ganze Weile warten müssen.

Sebastian DrescherPrivat

Sebastian Drescher

Sebastian Drescher ist Redakteur beim JS-Magazin, der evangelischen Zeitschrift für junge Soldaten, und chrismon.

Europa, die USA und andere wohlhabende Staaten haben sich durch Vorabkäufe Hunderte Millionen Impfdosen gesichert. Im Gerangel um die ersten Chargen drohen viele andere leer auszugehen. Vor allem ärmere Länder, etwa in Afrika, können sich die begehrten Impfstoffe schlicht nicht leisten, zumal sie besonders unter den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie ächzen.

Eigentlich soll die internationale Covax-Initiative dafür sorgen, dass die Corona-Impfstoffe auch für ärmere Länder zugänglich werden. Aber der Initiative fehlt noch Geld – und die verbindliche Zusage aller Hersteller, ihre Mittel zu einem erschwinglichen Preis abzugeben. Nun zeigt sich, wovor Fachleute seit Monaten warnen: Das System, das eine faire globale Verteilung garantieren soll, krankt am Egoismus der reichen Staaten. Helfen könnte, den Patentschutz für Corona-Impfstoffe vorübergehend aufzuheben. In Zeiten einer Pandemie sollte das Gegenmittel ein globales Gemeingut sein – und kein Privileg der Wohlhabenden. Sonst bleibt das Virus in der Welt. 

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Guten Tag Herr Drescher!
Wir haben ein Kapazitätsproblem in der Impfstoffherstellung - die weltweit vorhandenen Kapazitäten reichen bei weitem nicht aus, selbst wenn man aggressiv vorhandene Kapazitäten wo technisch möglich umrüsten würde (und damit die Verfügbarkeit anderer Impfstoffe reduzieren würde) Wenn dann die Kapazitäten vorhanden sind, stellt sich das Thema „Logistik“ - wie bekommt man z.B. tiefgekühlten Impfstoff in Gebiete, die nicht die notwendige Infrastruktur haben?(wie z.B. in den ab S 14 beschriebenen Gebieten) Korruptionsprobleme und „Versickern“ von Hilfeleistungen aller Art (Geld, Güter) in vielen Gebieten dieser Erde tragen ebenso dazu bei, dass eine faire Verteilung eine große Herausforderung ist und bleibt.
Das Herauspicken von Patentschutz als ein Hindernis von fairer Verteilung ist zu kurz gesprungen. Die Vorabkäufe spielen da eher eine Rolle.
Der Untertitel Ihres Chrismon-Beitrags trifft zu, Ihr Lösungsvorschlag nicht: anzudeuten, Preise und Patente seien ursächliches Übel, eignet sich zwar zur Emotionalisierung des Themas, nicht aber zur Schaffung von fehlender Produktions- und Logistikkapazität.
Viele Grüße
H Bohn

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"Pause für Patentschutz - Die Pandemie ist erst vorbei, wenn genug Menschen geimpft sind - weltweit"
Sehr geehrter Herr Drescher,
es ist sehr nobel, dass Sie die "vorübergehende Aufhebung des Patentschutzes für Corona-Impfstoffe" fordern, um ärmeren Ländern zu helfen.
Müßte man sich nicht zunächst fragen, ob eine Impfung überhaupt sinnvoll ist?
Ich habe Zweifel an einer Impfung. Weil die Erfahrung (siehe Impfung gegen Schweinegrippe) zeigt, dass die Staaten, die sich die Impfmittel zugelegt hatten, das Geld dafür rausgeschmissen hatten. Weil wir die neuen Impfstoffe von ihren Neben-Wirkungen her erst in der Zukunft kennenlernen werden. Weil die Geimpften zwar einen gewissen Schutz für sich geniessen sollen, trotzdem Dritte anstecken könnten.
Weil 99,5 % unserer Bevölkerung gar nicht betroffen sind. Weil insbesondere die Menschen aus Afrika an Covid 19 nicht leiden, aber am Hunger, den die Massnahmen gegen das Virus hervorrufen.
Mit freundlichen Grüßen!
Raimund Thomas

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Da habe ich doch gerade vor wenigen Tagen in einer Tageszeitung gelesen, wieviele Milliarden $ oder €
z.B Biontech am Impfstoff in dieser Zeit und in den nächsten Jahren noch verdienen wird.
Da dürfte es doch ein leichtes sein, ärmeren Staaten entgegen zu kommen.

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Warum soll etwas gelingen, was schon seit Jahrzehnten bei der Bekämpfung des Hungers in der Welt nicht funktioniert hat?
Solidarität und Empathie kann nur gelingen, wenn die menschlichen Maxime des Egoismus, der Bereicherung und der daraus abgeleiteten Wirtschafts- und Kapitalsysteme einem echten, auf Ausgleich bedachten System weicht.