Machen wir’s kurz: Dürfen Männer wirklich mehr als Frauen? Die schneidige Ex-Grüne Jutta Ditfurth schüttelt den Kopf. Und sie fordert in dem vom Klimawandel und hohen Sommertemperaturen gequälten Deutschland: Auch Männer sollen mit kurzen Hosen und barfuß in Sandalen gehen dürfen. Bei der Arbeit nur graue Anzüge, geschlossene Hemden, Krawatten und Halbschuhe? Aus und vorbei! Die Gleichheit der Geschlechter liegt in der Freiheit und nicht in der Vernormung.
Arnd Brummer
Selten, höchst selten habe ich eine Aussage von Jutta Ditfurth mit solch großer Zustimmung zur Kenntnis genommen. Nicht nur Gedanken sind in einer offenen Gesellschaft frei. Wer morgens vor dem Kleiderschrank steht, sollte unabhängig vom Geschlecht entscheiden dürfen, was er oder sie für "tragbar" im eigentlichen Sinne des Wortes hält. Lediglich seinem Gewissen muss ein Mensch gehorchen.
Erschrecke ich meine Kolleginnen und Kollegen mit meinen Klamotten? Fordere ich sie heraus? Bedränge ich sie?
Individuelle Freiheit ist ein hohes Gut
Wenn ich morgens in der Straßenbahn sitze, befällt mich oftmals die Gier nach herrschaftlicher Macht. Um mich herum sitzen und stehen Menschen, die ihre Körper mit Tätowierungen übersät haben. Bei attraktiven Frauen und Männern erschüttert mich ihre Lust, sich mit hässlichen Bildern und Texten auf der Haut abzuwerten. Und bei eher unansehnlichen Zeitgenossen ärgert mich die provokative Haltung, ihr abstoßendes Äußeres noch zu verstärken. Ich würde, wenn ich dürfte, sofort jede Art von Tätowierung bei Strafe untersagen. Darf ich aber nicht – und das ist auch gut so.
Die individuelle Freiheit ist ein hohes Gut. Menschen, die zum Beispiel in China unter sozialistischen Herrschern gezwungen waren, im Mao-Look alle gleich auszusehen, haben diese schmerzlich vermisst.
Dabei geht es keineswegs nur um Äußerlichkeiten. Die persönliche Entscheidung, was für mich gut und richtig oder schlecht und falsch sei, gilt für alle Fragen der Existenz.
In Verschiedenheit und Vielfalt Gemeinschaft üben
So freut es mich, dass im Deutschen Bundestag Menschen einem Gesetz widersprechen, das jede und jeden automatisch zum potenziellen Organspender macht, falls er dies nicht amtlich mit Unterschrift verneint. Es mag vernünftig und human sein, alle Schwestern und Brüder aufzufordern, im Falle des sogenannten Hirntodes Innereien zu spenden, um andere am Leben zu halten. Eine gesetzliche Pflicht ist absolut illiberal.
Das menschliche Miteinander in einer offenen Gesellschaft bedeutet: Wir wollen in Verschiedenheit und Vielfalt Gemeinschaft üben. Dass zahlreiche Rednerinnen und Redner diesen Aspekt zum 70. Geburtstag des Grundgesetzes hervorgehoben haben, finde ich höchst erfreulich. Dass dies, wie in den zitierten Fällen, zu Streit führt, begründet die Existenz einer parlamentarischen Demokratie. Das Wort "Debatte" kommt vom französischen Verb "débattre", was "schlagen" und "streiten" bedeutet.
Kurze Hosen im Büro sind eine persönliche Entscheidung
Bisweilen höre ich Leute über Parlamente klagen: "Die streiten doch da bloß rum." Dann kann ich den Mund nicht halten und mische mich ein: Wenn Argumente aufeinanderprallen und am Ende eine Mehrheit ohne Gewalt entscheidet, ist das der einzig vernünftige Weg in einer Gemeinschaft. So muss ich aushalten, dass sich eine Mehrheit für Organspende- und Impfpflicht, für Tempolimits etc. ausspricht.
Kulturelle Themen sollten jedoch grundsätzlich der persönlichen Entscheidung überlassen bleiben. Dazu zählen Klamotten, die wir am Arbeitsplatz tragen, und – leider, leider – auch Tattoos. Ich war übrigens noch nie in kurzen Hosen im Büro und werde dies auch in Zukunft nicht sein. Dennoch: Danke, Jutta Ditfurth! Wir fordern Hosenfreiheit!
Lieber Herr Brummer ! "
Lieber Herr Brummer ! " Innereien " ? !!
Hier kann es sich wohl nur um einen Flüchtigkeitsfehler handeln, den Sie, bitte,, korrigieren sollten.
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Verinnerlichungen
Vielleicht war es ein Wortstellungsfehler und es hätte heißen sollen: "im Falle des Hirntodes sogenannte Innereien zu spenden". Laut Wikipedia gilt: "Innereien ist der küchensprachliche Sammelbegriff für die essbaren inneren Organe von Schlachttieren, Wild und Geflügel. Die wichtigsten Innereien sind Herz, Leber, Niere, Zunge, Magen, Kalbsbries, Kutteln, Hirn, Euter und Lunge. In Bayern und Österreich wird auch das Zwerchfell als „Kronfleisch“ angeboten." Auf jeden Fall Dank an G.L., hierauf aufmerksam gemacht zu haben.
Mahlzeit allerseits!
Max Zirom
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Nakte Männerbeine
Arnd Brummer betont zu recht, daß die individuelle Freiheit ein hohes Gut ist.
Das aber gilt gleichermaßen für Mitmenschen, die den Anblick nackter Männerbeine in
Sandalen ertragen müssen. Ob Kollegen sich erschreckt, herausgefordert oder bedrängt fühlen,
kann nicht das eigene Gewissen entscheiden. Dafür gibt es soziale Spielregeln des Benehmens.
Ich fühle mich in Theater, Konzert, Oper unwohl unter schlecht gekleideten Menschen; im
Restaurant schmeckt mir das Essen nicht, wenn am Nebentisch über Darmspiegellung oder
Ausschabung berichtet wird. Gutes Benehmen ist keine Behinderung der individuellen Freiheit,
sondern Schmierstoff zwischenmenschlichen Miteinanders. Deshalb geht ja Arnd Brummer selber
nicht mit kurzen Hosen ins Büro. Gut so!
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