Posteingang - Nairobi, Monatshygiene
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Berit Kadoch- Lattorff
Frauwerden in Kenia
In den Slums von Nairobi können sich viele junge Frauen keine Einlagen oder Tampons leisten. Ein Projekt hat für sie Hilfe im Gepäck - und klärt auf.
14.05.2019

Die Slums in der reichen Millionenstadt Nairobi sind von den Villen und parkähnlichen Anwesen oft nur durch einen Zaun getrennt. Einer der größten ist Mathare. 
Vom Stadtzentrum sind es wenige Kilometer bis dorthin. Ich fuhr neulich mit zwei Sozialarbeiterinnen zu einer Schule, im Gepäck 500 Beutel mit Unterhosen und Monatsbinden aus Stoff. Es war ein besonders heißer 
Tag. Starke Regenfälle hatten die Wege weggespült, durch Schlamm und Geröll liefen wir zum Schulgebäude, einer großen Hütte aus Wellblech. Die Direktorin versammelte alle Mädchen in einem Extraraum. Die Knaben blieben in ihren Unterrichtsräumen und sollten gründlich putzen, sagte sie ihnen, damit die Mädchen "es schön haben, wenn sie zurückkommen".

Privat

Berit Kadoch-Lattorff

Die Gynäkologin ­
Berit Kadoch-­Lattorff lebt in ­Nairobi und ­entwickelte dieses Projekt ­zusammen 
mit ­einer kenianischen Organisation.

500 Fünft- bis Zwölftklässlerinnen ­saßen vor uns. Die Luft war aufge­heizt und stickig, es roch nach Schweiß und Urin. Wir sprachen über das Frauwerden, über Blutungen, ­Sexualität. Erst schauten uns die Mädchen nur mit großen Augen an. Aber nach und nach tauten sie auf, kicherten, tuschelten, begannen, ­Fragen zu ­stellen. Sie erzählten, dass sie während ihrer Menstruation nicht am Unterricht teil
nehmen. Zum Teil aus dem Glauben, dass eine Frau während ihrer Menstruation nicht rausgehen darf. Vor allem aber, weil sie keine Ein­lagen oder Tampons ­haben. Viele können sich nicht einmal Unterhosen leisten, geschweige denn Hygiene­artikel. Ich kannte bereits die Geschichten von verschwundenen Socken und zerschnittenen Matratzen, mit denen sich ärmere Frauen hier notdürftig behelfen. Es erschüttert mich be­sonders, wenn ich dann auch noch von jungen Frauen höre, die in der Schule den Anschluss verlieren und sich ihre ­Zukunft verbauen.

Am Ende nahm jede Schülerin 
einen Beutel in Empfang. Alle schienen 
sich sehr zu freuen und umarmten uns zum Abschied. Ich wünsche mir sehr, dass es ihnen hilft.

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