Freier Eintritt ins Museum. Ist das nicht eine herrliche Vorstellung? Sie kommen in Hamburg bei üblichem Schietwetter am Bahnhof an. Es hilft ein Abstecher zu Max Liebermanns Bild "Terrasse im Hotel Jacob" in der Kunsthalle nebenan. Da leuchtet die Sonne unter den Linden! Sie könnten sich ein Lieblingsstück auswählen, das Sie bei jedem Stadtbummel besuchen – nur für eine Viertelstunde.
In London, wo man schon für einen Espresso ein Vermögen hinlegt, da geht das, vom British Museum bis zur Tate Modern. Vor 16 Jahren hat England landesweit die Eintrittskarten zu Dauerausstellungen der staatlichen Museen abgeschafft. Die Besucherzahlen haben sich dadurch laut Regierung sofort verdoppelt. Gegenfinanziert wird das durch Staat, Stiftungen und Spender. Einbußen? Nein: Die Museen zögen Touristen an und dienten dem Kunstmarkt als wichtige Schauräume, heißt es in einem Bericht der Nationalmuseen. Auch beim Ziel, den Zugang zur Bildung zu erleichtern, sehen sie sich auf gutem Wege: Fast doppelt so viele Angehörige ethnischer Minderheiten kommen, bei bildungsfernen Schichten liegt der Anstieg bei 26 Prozent.
Und in Deutschland?
Andere Länder haben sich inspirieren lassen. In Frankreich ist der Eintritt bis 26 Jahre frei. In Italien ist der Besuch am ersten Sonntag im Monat kostenlos. Das Museum Folkwang in Essen ist dank einer Großspende Vorreiter in Deutschland. Eine Million Euro kompensieren für fünf Jahre die fehlenden Eintrittsgelder. Das Museum profitiert dadurch ähnlich wie die britischen. Dass Besucher aus ärmeren Schichten zögerlich kommen, überrascht den geschäftsführenden Direktor Hans-Jürgen Lechtreck nicht. "Freier Eintritt reicht nicht", sagt er. "Wir versuchen auch, anders zu kommunizieren, zum Beispiel über Social Media." Das Museum bietet Führungen unter anderem auf Türkisch und in leichter Sprache an. "Museen gehören zu den letzten Räumen, in denen Bildung bedingungslos und wertfrei angeboten wird", sagt Lechtreck.
Gratis-Konkurrenz
Es sagt sich sehr einfach: "Geht doch! Ins Museum für 0 Euro". Sicher geht es, wenn ein anderer zahlt - wie in England der Steuerzahler oder im Folkwang in Essen eine große Stiftung. Was ist aber mit den Museen, die keine öffentliche Kasse in der Hinterhand haben? Werden sie auch noch besucht, wenn die öffentlich finanzierten Museen auf Eintrittsgelder verzichten? Sie müssen die Gratis-Konkurrenz fürchten. Deshalb lieber keinen Nulltarif!
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Dafür
Anders als Leserbriefschreiber Rolf Raddatz bin ich für kostenlosen Museumsbesuch. jeder soll sich ohne Geld-Gedanken bilden können und Schönes sehen dürfen. Wichtig: es gibt mehr eintrittsfreie Museen als das Folkwang, z.B. das Kunstmuseum in Gelsenkirchen-Buer.
Alfons Harms
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Weitere Museen mit freiem Eintritt
Auch in Hannover kann man kostenlos ins Museum:
Immer Freitag nachmittags ins Sprengel und ins Landesmuseum, ein tolles Angebot!!
Und das Würth Museum in Schwäbisch Hall und Künzelsau ( sehr großartige Ausstellungen) sind auch grundsätzlich jeden Tag kostenlos.
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