Imker Hinnerk Völker
Hinnrek Völker steht an seinem LKW auf dem er die Bienenkörbe transportiert. Schönigen in Niedersachsen
Sebastian Cunitz
"Jetzt bin ich Herr über 250 Völker!"
Imkerei ist ein toller Beruf, findet der junge Hinnerk Völker, denn da kann er ziemlich viel von dem tun, was ihm gefällt
Felix EhringLena Uphoff
privat
26.07.2017

Hinnerk Völker, 28:

Als Jugendlicher fand ich es eher nervig, wenn ich meiner Tante und meinem Onkel beim Imkern helfen musste, es war halt familiäre Pflicht. Die Familie hatte 50 Bienenvölker von unserem Großvater geerbt und betrieb das Imkern als Hobby. Nach dem Abitur wollte ich weg, studieren, vielleicht Holzwirtschaft. Aber dann erbte meine Freundin ein Haus. Wir entschieden uns, in der Lüneburger Heide zu bleiben. Auf einmal wurden die Bienen eine Option für mich. Mir fiel auf, dass der Imkerberuf ziemlich viel von dem bietet, was mir schon immer gefallen hat: draußen sein, unterwegs sein, eigenständig arbeiten, auch die Arbeit mit Holz beim Bau der Einsätze für die Bienenkästen.

Aber ich wollte das richtig lernen. Also machte ich eine Lehre bei einer Imkerei nahe Hamburg und fuhr nach Celle zur einzigen Imkereiberufsschule in Deutschland. Da lernte ich zum Beispiel, wie man die Völker teilt und vermehrt. Man kann Bienen auch kaufen:  1,5 Kilogramm Bienen – das ist eine fußballgroße Traube – kosten rund 150 Euro, plus Versand aus Italien oder Spanien.

Bienen, die als Kugel im Baum hängen, darf man in eine Kiste plumpsen lassen und mitnehmen

Während des ersten Ausbildungsjahrs zog ich am Wochenende durch die Landschaft und hielt Ausschau nach Bienen. Wer nämlich umherfliegende Schwärme findet, darf die behalten. Im Frühjahr vermehren sich die Bienen enorm, Jungvölker ziehen aus den Bienenkästen aus und suchen sich ein neues Zuhause, zum Beispiel alte Spechthöhlen. Solange die Bienen auf der Suche sind, hängen sie lose als Kugel im Baum. Man kann sie einfach in eine Kiste plumpsen lassen und mitnehmen.

Heute vermehre ich unsere Völker kontinuierlich. So habe ich den Bienenbestand unserer Familie auf 250 Völker vergrößert. Ich bin jetzt hauptberuflich Imker und habe das ganze Jahr über gut zu tun. Schon im Winter suche ich nach idealen Stellplätzen, auch mit Google Maps. Ich kontaktiere Landwirte und Ämter und frage mich durch, wem das Land gehört. Viele Bauern sind mittlerweile froh, wenn ich bei ihnen Bienen abstelle, denn das Bestäuben ihrer Pflanzen, besonders des Raps, erhöht ihre Erträge.

Für mich ist wichtig, dass in der Nähe keine schädlichen Pestizide gespritzt werden, damit die Bienen gesund bleiben. Das kläre ich mit den Bauern genau ab. Ich will, dass es den Bienen gut geht. Manche Imker nennen ihre Bienen „meine Mädchen“, ich nenne sie eher „Rasselbande“. Sie liegen mir am Herzen.

Imkern ist kein sicheres Geschäft. Wir ernten jedes Jahr unterschiedlich viel Honig. Mal ist das Wetter schlecht, mal ist der Standort zu feucht, zu trocken oder zu windig –  das schlägt sich in der Jahresabrechnung nieder. Dieses Frühjahr war es besonders schwierig. Wegen der Kälte musste ich die Bienen bis in den Mai mit Futter versorgen, weil zu viele Blüten noch nicht aufgegangen waren oder erfroren sind. Bienen fliegen auch erst ab 12 Grad los. 

Ich stelle die Bienenkästen an den Standorten auf digitale Waagen. Eines unserer Völker hat mal an einem Tag 14 Kilogramm Nektar produziert, unser bisheriger Rekord. Ein Drittel des Gewichts geht verloren, wenn die Bienen dem Nektar mit Flügelschlagen das Wasser entziehen und so der Honig entsteht. Wenn es an einem Standort schlecht läuft, muss ich die Kästen umstellen.

12 Stunden am Tag unterwegs

Im Frühjahr und Sommer bin ich oft zwölf Stunden täglich unterwegs. Ab April fahre ich die Bienenkästen zur Rapsblüte nach Südniedersachsen, Sachsen-Anhalt und an die Ostsee. In der Hauptsaison, wenn viele Pflanzen blühen, entnehme ich die Rahmen mit Honigwaben und gebe den Bienen stattdessen Zuckerwasser zu essen. Über die Saison stellen wir Heidehonig, Rapshonig, Sommerblüten- und Waldhonig her.

Ab der Sommersonnenwende produzieren die Bienen weniger, sie fangen schon an, sich auf den Winter vorzubereiten. Ich hole die Kästen zu uns nach Hause, dann mache ich mit meiner Frau und unserer Tochter Urlaub. Im August fahre ich die Bienen noch zur Heideblüte in der Nähe unseres Ortes.
Jeden Monat habe ich andere Aufgaben, das ist das Tolle am Imkerberuf.  Aber irgendwann im Herbst reicht mir die Arbeit mit den Bienen auch mal. Dann freue ich mich auf die Arbeit in der Werkstatt. Und auf mehr Zeit mit meiner Familie im Winter. Bis ich dann wieder mit den Bienen losfahre.

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