Von unserem liebsten Park, dem Jamshidiyeh im Norden der Stadt, hat man einen wunderbaren Blick auf die Millionenstadt Teheran. Vor allem an Wochenenden picknicken hier so viele Menschen, dass die Autos die einzige Zufahrt verstopfen. Nicht so im März, als wir an einem Feiertag, dem Todestag der Fatima, fast alleine oben waren. Denn die Teheraner bereiteten sich auf Nouruz vor. Dieses vorislamische Neujahrs- und Frühlingsfest, das am 20. oder 21. März gefeiert wird, hat allen Versuchen widerstanden, es abzuschaffen. Nach dem kalten, grauen Winter explodieren kurz vor Nouruz die Farben in der Stadt: Parks werden bepflanzt, Wohnungen geschrubbt, neue Teppiche gekauft.
Und so war es auch auf dem Tajrish-Basar rappelvoll, den wir abends besuchten. Die Leute kauften Nüsse, Trockenfrüchte und Geschenke für die weitverzweigte Verwandtschaft. Vor den Geschäften standen Wannen mit Goldfischen. Die Tradition sieht vor, dass auf einen Neujahrstisch, den Sofreh-e Haft-Sin, sieben Dinge gehören, die alle im Persischen mit S beginnen: Weizensprossen als Symbol für die Wiedergeburt, ein Apfel für die Schönheit, eine Süßspeise aus Weizen für die Liebe und eben auch ein Goldfisch, der das Leben symbolisiert. Er dreht meist einsam in einem Glas seine Runden.
Gedrängt war es an dem Tag auch in der Moschee am Rande des Marktes. Im Innenhof verteilten manche Besucher Datteln oder Süßigkeiten, andere hielten an den Gedenkplatten für gefallene Kämpfer des Irak-Iran-Krieges und des Syrien-Konfliktes inne. Viele schoben sich an einem Heiligengrab vorbei, weinten, steckten Geld zwischen die Gitterstäbe, um ihren Wünschen Nachdruck zu verleihen. Die Goldfische werden übrigens am 13. Tag nach Nouruz wieder in Teiche und Becken gesetzt. Auch in unserem Park.