Kirchentag.de
Sehen und gesehen werden
Die chrismon-Redaktion hat schon mal das Kirchentagsprogramm studiert:
Hier ein paar Empfehlungen für alle, die vom 24. bis 28. Mai nach Berlin und Wittenberg fahren
11.05.2017

Flirten

Berlin, Kirchentag und Flirten. ­Welche dieser Vokabeln passt nicht in eine logische Reihe? Schon dieser ruppige Ton auf dem Berliner Betten-Such-Plakat: „Ham’ Se noch wat frei?“ Wie geradezu zärtlich ging’s da auf dem Stuttgarter Kirchentag zu: „Gräbele gsucht“, hach. Und dann Berlin. Volle Turnhallen, noch vollere U-Bahnen, ­extrem überfüllter Zug mit schwitzenden Menschen nach Wittenberg. Da sagt sich die Protestantin: Jetzt erst recht. Trifft zur „Abendreihe Flirten“ Pastoren, Hochzeits­fotografin und Dichter. Und lauscht an der Gitarre Julian Sengelmann, der ist übrigens Reformationsbotschafter und sieht auch sehr gut aus. Also: Nichts wie hin.

Jeden Abend ab 20 Uhr im Palais am Funkturm, Messe Berlin, Charlottenburg.

Kirchentags-Stadtplan: 594 | E1

 

Werte­konsens

Wer oder was hält die Gesellschaft zusammen? Diese Frage beant­wortet in einem Vortrag Bundeskanzlerin Angela Merkel. Kaum
etwas hat sie als Regierungschefin mehr herausgefordert als die Kritik an ihrer liberalen Flüchtlingspolitik. Und die rechtspopulistische AfD ist ihr immer auf den Fersen. Torsten Meireis, Theologieprofessor und Ethiker an der Humboldt-Univer­sität zu Berlin, wird sicherlich auch ein paar ernüchternde Fakten zum Wertekonsens in der Gesellschaft präsentieren. Eine prima Vorbereitung für die Bundestagswahl.

Do, 11 bis 13 Uhr, Halle 25, Messe Berlin, Charlottenburg.

Kirchentags-Stadtplan: 594 | E1

 

Gott in der Natur

Manche Menschen spüren Gott ­im Wald, am Meer, in den Bergen. Andere finden das sentimental und ziemlich merkwürdig. Was spürt man denn in der Natur, hat das überhaupt etwas mit dem christlichen Glauben zu tun? Über solche Fragen tauschen sich zum Beispiel der Leiter des Pilgerzentrums in Norwegen, Roger Jensen, der Theo­loge Wolf Krötke, einst Mitglied der Kammer für Theologie der EKD, sowie Andreas Weber, ein zwischen den Welten wandernder Biologe und Philosoph, aus.

Do, 11 bis 13 Uhr, Halle 10.2, Messe Berlin, Charlottenburg.

Kirchentags-Stadtplan: 594 | E1

 

Menschheits­retter

Superhelden auf dem Kirchentag? Unbedingt! Denn auch Blockbuster können Tiefgang haben. So wie „The First Avenger: Civil War“ von den Regiebrüdern Anthony und ­Joe Russo, in dem sich Captain America, Iron Man und die anderen über Machtfragen entzweien. Darüber diskutieren der Schriftsteller Wladimir Kaminer und der Filmkritiker Georg Seeßlen (beide Autoren von epd Film), moderiert von Sabine Horst, epd-Film-Redakteurin, und Jakob Hoffmann, Mitglied der ­Evangelischen Filmjury. Natürlich gibt es auch Filmausschnitte zu ­sehen und jede Menge Tschingderassabum zu hören.

Do, 11 bis 13 Uhr, Kosmos, Saal 6, Karl-Marx-Allee 131 A, Friedrichshain.

Kirchentags-Stadtplan: 532 | D9

Lesen Sie hier das gesamte Filmprogramm auf dem Evangelischen Kirchentag.

 

Hingucker

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Hinsehen, wo andere wegschauen. In den Himmel, auf den Nächsten oder eine Ecke, die einen zweiten Blick verdient. Diese Mitmachidee stammt von Eckart von Hirsch­hausen, Reformationsbotschafter und Kabarettist – auf chrismon.de zeigt er, welche Geste er sich genau vorstellt. Nicht (logo, der ist ja Spaßmacher) todernst in Ehrfurcht erstarren. Aber Respekt zeigen. Du siehst mich. Ich seh dich.

Do bis Sa, 13.29 Uhr. Eine Minute, da, wo ihr gerade seid: innehalten, schauen, weiterlaufen.

 

Fluchtgründe

„Wie verringern wir weltweit und wirksam die Armut?“ Strategien dazu verspricht Melinda Gates von der Gates-Stiftung, USA. Bundesentwicklungsminister Gerd Müller ebenso. Mal sehen, was Klaus Seitz von Brot für die Welt davon hält.

Do, 15 bis 17 Uhr, Halle 20, Messe Berlin, Charlottenburg.

Kirchentags-Stadtplan: 594 | E1

 

Trommeln

Ausgelaugt oder gar genervt? ­Beim Konzert der Beatstomper aus Bad Urach kann man auftanken. Die
delinquenten Jugendlichen mit Migrationshintergrund trommeln auf allem: Fässern, Kisten, Schildern, Containern, alten Motorhauben ...

Do, 17 bis 18 Uhr, Tempodrom, Große Arena, Möckernstraße 10.

Kirchentags-Stadtplan: 700 | D2

 

Feierabend

Man darf ein Fest aus Gedanken und Klängen erwarten, daraus besteht dieser Feierabend am Himmelfahrtstag. Motto: „Verleih uns Frieden gnädiglich“. Wer Fulbert Steffensky und Michael Wollny auf dem vorigen Kirchentag in Stuttgart erlebt hat, weiß, wie kongenial und anregend sie sich ergänzen: Der virtuose Meister der Worte, die Herz und Seele treffen, und der derzeit wohl aufregendste Jazz­pianist überhaupt. Im Zusammenspiel schlicht spektakulär!

Do, 19.30 bis 21 Uhr, Halle 25, Messe Berlin, Charlottenburg.

Kirchentags-Stadtplan: 594 | E1

 

Trauernde

Ein wunderschöner alter Friedhof in Hanglage, mit einem rührenden Grabfeld für tot geborene Kinder, mit verschlungenen Wegen, alten Bäumen, auch noch gut mit S + U erreichbar – hier in der Kapelle bekommen Trauernde „Stärkung und Segen auf dem Weg ins Leben“. Am Rand des Friedhofs gibt es ­übrigens ein kleines Café.

Fr, 15 bis 17 Uhr, Alter St.-Matthäus-Kirchhof, Kapelle, Großgörschenstraße 12, Schöneberg.

Kirchentags-Stadtplan: 118 | F5

 

Streiten

Sheikh Ahmad al-Tayyeb, Imam der al-Azhar-Moschee in Kairo, Ägypten, und ein weltweit geachteter Gelehrter des sunnitischen Islams, unterhält sich mit Bundesinnen­minister Thomas de Maizière über das Thema Toleranz. Al-Tayyeb gilt als Kritiker des „Islamischen Staats“, den er für eine Inszenierung und Intrige amerikanischer Politik hält.Zugleich ist er als gemäßigter Religionsführer ein gern gesehener Gast bei deutschen Professoren und Parlamentariern.

Fr, 11 bis 13 Uhr, Halle 20, Messe Berlin, Charlottenburg.

Kirchentags-Stadtplan: 594 | E1

 

Bürgerkrieg

Sechs Jahre Bürgerkrieg in Syrien, über fünf Millionen Menschen sind aus dem Land geflohen. Mazen Darwish, syrischer Journalist und Menschenrechtler, saß dreieinhalb Jahre in Baschar al-Assads Gefängnissen. Oft wusste seine Frau nicht, wo er gerade ist und ob er noch lebt. Im Herbst 2015 kam er frei, seitdem wohnt er mit seiner Familie in Berlin. Er sei täglich gefoltert worden, erzählt er in Interviews, zweimal sei er fast tot ge­wesen. Der Gedanke „Morgen lassen sie dich frei“ habe ihn all die Zeit am Leben gehalten. Für die Ver-
anstaltung „Der Zerfall des ­Nahen Ostens – Wo sind Ansätze einer Stabilisierung?“ trifft er Staffan de Mistura, Syrien-Gesandter der Vereinten Nationen, und den Direktor der Stiftung Wissenschaft und Poli­tik, Volker Perthes.

Sa, 11 bis 13 Uhr, Berliner Dom, Predigtkirche, Am Lustgarten, Mitte.

Kirchentags-Stadtplan: 160 | B4

 

Kunst des Vergebens

Gekränkt sein lässt einen auf ­Dauer krank werden, und Wut frisst viel Energie. Wie bloß soll man jemals wieder inneren Frieden finden? Aus dem Workshop mit der Psychologin und Theologin Beate Weingardt dürfte jeder und jede etwas Hilfreiches mitnehmen.

Sa, 11 bis 13 Uhr, Halle 5.2b, Raum Kassel 2, Messe Berlin.

Kirchentags-Stadtplan: 594 | E1

 

Gender-Debatten

Es könnte Zoff geben. Erstens, weil Gender es gerade nicht leicht hat. War es nicht die Schuld dieser durchgeknallten Feministinnen in den USA, die vor lauter Debatten über Transgender-Toiletten nicht bemerkt haben, dass ein echter Frauenhasser an die Macht kommt? Zoff auch, weil die Frauen sich gerade nichts schenken – die „Missy“-Frauen (hier auf dem Podium: Chefin Stefanie Lohaus) wurden in der „Emma“ gerade als „Hetzfeministinnen“ tituliert. Dazu ein Netzkolumnist, Tarik Tesfu, und die feministische Theologin Claudia Janssen. Ja, die mit den Hirtinnen und Fischerinnen (siehe chrismon plus 4/2017). Michael Diener vom Rat der EKD und Stephan Höyng, der sich für Männer in Kitas einsetzt, verstärken das Podium. Langweilig wird’s nicht.

Sa, 11 bis 13 Uhr, Kosmos, Saal 1, Karl-Marx-Allee 131 A, Friedrichshain.

Kirchentags-Stadtplan: 532 | D9

 

Multireligiös

Die meisten Deutschen fürchten nicht Hölle und Teufel, sondern qualvolles Sterben. Sie vertrauen dem Arzt, nicht dem Wunderheiler. Sie rechnen eher mit dem Kollaps des Ökosystems als mit dem Jüngsten Tag. Trotzdem wird Deutschland wieder religiöser. Es kommen neue Religionen ins Land, auch jede Menge rückständige. Wie geht das zusammen? Darüber reden der Religionssoziologe Detlef Pollack, der ehemalige UN-Sonderberichterstatter für Religionsfreiheit Heiner Bielefeldt, die volltätowierte Pfarrerin im Haus für alle Sünder und Gerechten Nadia Bolz-Weber (aus Denver, Colorado) und der Kölner Journalist Eren Güvercin.

Sa, 15 bis 17.30 Uhr, Halle 22a, Messe Berlin, Charlottenburg.

Kirchentags-Stadtplan: 594 | E1

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