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Gordon Welters
Wenn das Schicksal schon früh zuschlägt
Trauer und Schmerz kennen kein Alter. Doch verlieren junge Menschen jemanden, brauchen sie spezielle Hilfe
Tim Wegener
Ines John
20.03.2017

Martina Münch-Nicolaidis war 29 Jahre alt und seit sechs Wochen Mutter, als ihr Mann tödlich verunglückte. Zuvor waren ihre Eltern gestorben. Von einem Tag auf den anderen stand sie mit einem kleinen Kind allein da. Sie suchte nach Unterstützung und stellte fest: Es gab kaum Angebote für junge Trauernde. Die meisten Gruppen richteten sich an Menschen über 50. Sie aber wollte sich auch mit Gleichaltrigen austauschen. „Trauer und Schmerz kennen kein Alter, aber die Lebensumstände sind einfach andere“, sagt Münch-Nicolaidis fast 20 Jahre später.

Also gründete sie im Januar 1998 eine Selbsthilfegruppe für Trauernde unter 49. In Deutschland leben etwa 500 000 junge Witwen und Witwer. „Viele haben kleine Kinder und Schulden – und plötzlich bricht ja auch eine Einkommensquelle weg“, erklärt Münch-Nicolaidis. Nach einem Zeitungsbericht über die Gruppe stand ihr Telefon nicht mehr still. „Also dachte ich: Jetzt fängst du richtig an!“ Aus der Gruppe wurde ein Verein, aus dem Verein irgendwann eine gGmbH.

Heute kümmert sich die Nicolaidis-YoungWings Stiftung mit 67 geschulten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bundesweit um junge Trauernde, etwa junge Erwachsene, deren Lebenspartner verstorben ist. Die Onlineberatungsstelle YoungWings bietet für Kinder und Jugendliche, die Vater oder Mutter verloren haben, an sieben Tagen in der Woche einen anonymen Austausch: über Einzelberatung, das Forum oder den Chat.

Problemlos lief das nicht immer ab, erzählt Münch-Nicolaidis: „Es gab schwierige Jahre, und oft war ich verzweifelt, wusste nicht, wie es weitergehen soll. Doch letztlich ging immer eine Tür auf.“