Doping ist so alt wie die Menschheitsgeschichte. Die Helden der Antike oder der keltischen und germanischen Sagenwelt versuchten, sich mittels magischer Handlungen oder Zaubertränke Vorteile zu verschaffen. Auch Asterix tat es. Im Wettbewerb Mensch gegen Mensch ist dieses Verlangen nicht abzuschalten, auch nicht im friedlichen, dem sogenannten Sport.
Deswegen erscheint der empörte „Unglaublich!“-Hall durch die deutschen Medien derzeit besonders komisch. Kann es wirklich überraschen, dass auch im kapitalistischen Westen mit Hormonen Eigenblut und anderen medizinischen Hilfsmitteln versucht wurde (und wird), zu Ruhm, Ehre und Wohlstand zu gelangen? Natürlich nicht!
Es ist das alte Spiel: Erkannte Hilfsmittel werden zu Recht verboten. Und damit wird der Ehrgeiz von Spitzensportlern und Medizinern beflügelt, Neues, noch nicht Verbotenes zu entdecken, bis dies wieder ans Tageslicht kommt und sanktioniert wird. Menschliche Dialektik in reinster Gestalt: Die Sehnsucht nach Fair Play ist ebenso urmenschlich wie der Eifer der Einzelnen, es halt doch anders zu schaffen.
Und Hand aufs Herz: Wie sieht es denn in unserem Alltagsleben aus? Studentinnen, die Wachhaltedrogen schlucken, weil sie nächtelang an Magisterarbeiten tippen. Väter, die das Ritalin ihrer ADHSKinder einwerfen, um in Konferenzen besser präsent zu sein – kein Doping?
Genau genommen beginnt die Verletzung des Fair Play schon bei der Ausrüstung, bei windschlüpfrigen Trikots, besser federnden Laufschuhen oder bei High Heels, die Beine länger und attraktiver erscheinen lassen. Alles „unlauterer“ Wettbewerb. Man muss drüber reden, aber ohne „Unglaublich!“-Zorn.