Fotos: Valeska Achenbach
"Gott und die Märkte – wie viel Religion steckt in der Wirtschaft" – diese Frage diskutierten Vertreter aus Kirche, Wirtschaft und Kultur im chrismon Salon auf dem Kirchentag in Hamburg.
chrismon
04.05.2013

Hamburger Hafen, direkt an den Landungsbrücken: chrismon Chefredakteur Arnd Brummer und Ekkehard Thiesler, Vorstandsvorsitzenden der Bank für Kirche und Diakonie, haben auf das Museumsschiff "Rickmer Rickmers" eingeladen. Etwa 165 Gäste finden sich am Freitagnachmittag an Bord des Dreimasters ein, genießen das Wetter und die Aussicht auf den Hamburger Hafen.

Nach dem Empfang an Deck geht es zwei steile Treppen  herunter in das Innere des Schiffs, die Diskussion zum Thema "Gott und die Märkte – wie viel Religion steckt in der Wirtschaft?" findet im Ausstellungsraum der Rickmer Rickmers statt – hinter dem Podium blinkt eine Seekarte, daneben das Modell eines Containerschiffes hinter Glas.


"Ist zocken Sünde?"  leitet Arnd Brummer die Diskussion ein. Heinrich Bedford-Strohm, bayerischer Landesbischof, definiert: "Es bezeichnet die Logik eines Systems, an dem viele Menschen hängen. Eine Logik, die an ihr Ende gekommen ist und die sich ändern muss". Uwe Fröhlich, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken, warnt vor einer Polarisierung: "Es ist nicht alles so schlecht, wie es beschrieben wird - in Deutschland ist die Arbeitslosigkeit sehr niedrig, ein Zeichen von Wohlstand!" Es sei wichtig, sich auf die Regeln der sozialen Marktwirtschaft zu besinnen und dabei Eigenverantwortung in den Vordergrund zu stellen.

"Leidenschaft ist wichtig, wenn es um Geld geht"


"Für mich Geld ist etwas Emotionsloses. Etwas, womit wir zahlen, das wir sparen und womit wir etwas messen können. Warum sollten wir das moralisch überhöhen?" fragt der Schweizer Thomas Straubhaar, Direktor des Hamburgischen WeltWirtschaftsinstituts, in Richtung des Landesbischofs. "Leidenschaft ist wichtig, weil es um die Menschen geht: Geld ist mit Macht verbunden und bestimmt manchmal sogar über Leben und Tod ", geht Bedford-Strohm  direkt auf die Frage ein.

Christine Bortenlänger vom Deutschen Aktieninstitut in Frankfurt, wünscht sich mehr Sachlichkeit in der Debatte um die Krise: "Alle möchten mitreden, aber vielen fehlt das nötige wirtschaftliche Wissen." Regisseur und Autor Andres Veiel sieht das ähnlich – es sei alarmierend, dass Politiker über Bankenrettungspläne abstimmten, ohne die Vorgänge wirklich verstanden zu haben. Thomas Straubhaar widerspricht der Politikerschelte:  "Wir sind keine Technokraten, unperfekte Politiker gehören zu dem Wesen der Demokratie!" Und trotzdem sei unser System relativ stabil – "auch mit einem Uli Hoeneß." Und Christine Bortenlänger betont: "Es gibt nicht den Staat, der sich kümmert. Vielmehr leben wir in einem System, in dem wir alle Verantwortung übernehmen müssen."

 

Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, Christine Bortenlänger und chrismon-Chefredakteur Arnd Brummer in der Diskussion.

"Pervertierung von Anerkennung"


Heinrich Bedford-Strohm wirft die Frage nach der Bedeutung von Geld und Besitz für den Einzelnen auf: "Was geht da in uns vor? Es ist empirisch bewiesen, dass es nicht unser Wohlbefinden steigert. Und dennoch entwickelt die Frage nach Geld und Besitz eine solche Dynamik." Es sei eine "Pervertierung von Anerkennung", antwortet Andres Veiel darauf: "Es geht nicht um Gier, sondern um Anerkennung, um Status."

Arnd Brummer fragt nach den Visionen der Runde: Heinrich Bedford-Strohm beschreibt seine Beobachtung, die Menschen würden nach und nach einen "Beziehungswohlstand" entdecken – "Ich habe große Hoffnung, dass es in diese Richtung weiter geht." Thomas Straubhaar setzt auf die Kraft der Generation, die nachrückt und stellt fest: "Ich dachte immer, die Schweizer seien Pessimisten, aber die Deutschen sind ja noch viel schlimmer!"

Trotz des deutschen Pessimismus endet der Abend jedoch vergnüglich: Mit einem Abendessen im Schiffsrestaurant und anregenden Gesprächen.

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Unternehmerische Freiheit zu unternehmerischen Abwägungen in "Arbeit macht frei" und unternehmerischem "Risiko" in "Wer soll das bezahlen?", für eine Welt- und "Werteordnung" der 80% in Tittytainment (Titty = Ernährung, Tainment = Unterhaltungsprogrammatik), ein neues Wort für "Brot und Spiele", seit USA1995, wo den "kleinen" Mitgliedsstaaten die neuen Bedingungen der Globalisierung des "Beziehungswohlstands" in "Dienstleistungsgesellschaft" einfach ohne Fragen übergestülpt werden sollten (Quelle: Die Globalisierungsfalle).