Neulich flog ich in den Norden Mexikos, zum Gemeindebesuch nach Monterrey. Der Stadt, wo Ende Mai am Rande einer Schnellstraße 49 Leichen gefunden wurden. Opfer des mexikanischen Drogenkrieges. Das dritte Massaker innerhalb von kurzer Zeit in dieser Region.
In meinem Alltag in der Hauptstadt Mexiko City dient der Drogenkrieg allenfalls als Thema für Partygespräche. Es gibt so viele andere Probleme: der Stress im Straßenverkehr, die Umweltbelastungen, die kriminellen Bedrohungen. Und diese Stadt ist ohnehin zu groß, als dass sie irgendjemand kontrollieren könnte, auch keine Bande der Narcos – der Drogenmafia.
In Monterrey ist dieser Konflikt dagegen an vielen Stellen spürbar: die willkürlichen Straßenblockierungen der Narcos, die starke Präsenz der Polizisten mit ihren schwarzen, vermummten Anzügen und den schweren Gewehren, die vielen Medienberichte von punktuellen Gewalttaten, die schrecklichen Bilder dazu – all das führt zu einer negativen Grundanspannung, zu einem Gemisch aus Angst und Hysterie. Abends vermeiden es die meisten Leute, noch einmal rauszugehen. Die Jugendlichen treffen sich zu Partys lieber daheim. Die Zahl der ausländischen Studierenden an der berühmten Universität „Tec de Monterrey“ ist extrem stark zurückgegangen.
Und dennoch: Auch dort geht das Leben für die meisten ganz normal weiter, in einer Art Parallelwelt zu jener der Gewalt. Als Selbstschutz dient vielen der Glaube, alle Narco-Opfer seien bereits vorher in Machenschaften verstrickt gewesen und nicht zufällig ausgesucht worden.