Filmtipps der Woche
Debatte gegen den Tod
Jurijs Saule inszeniert in „Martin liest den Koran“ provokant eine thrillerhafte Diskussion über religiösen Extremismus und die Auslegung von Glaubensgeboten. Die Filmtipps der Woche vom 7.11. 2024
Filmszene aus Martin liest den Koran
Bobel Film
07.11.2024
3Min

Martin liest den Koran (Deutschland 2024)

Islamwissenschaftler Prof. Neuweiser (Ulrich Tukur) diskutiert gegen den Tod an. Dieser sitzt ihm in Gestalt des Familienvaters Martin (Zejhun Demirov) gegenüber, der kürzlich den Islam für sich entdeckt und in einer extremistischen Lesart interpretiert hat. Nun plant er einen Anschlag, den Zünder trägt er bereits bei sich. Der Professor soll ihm eine Stelle im Koran zeigen, die das Töten explizit verbietet, denn Martin will sich vergewissern, dass sein Handeln ohne Sünde ist. Diese Debatte inszeniert Jurijs Saule als atemlos spannendes Kammerspiel, das die Unbequemlichkeit nicht scheut. Dazu trägt auch Arsenij Gustevs meisterhafte Kameraarbeit bei. Das Drehbuch wirft Fragen über Ursachen des Hasses und Möglichkeiten der Versöhnung auf.

Ausführliche Kritik bei epd Film.

© UCM.ONE

Regie: Jurijs Saule. Buch: Michail Lurje, Jurijs Saule. Mit: Ulrich Tukur, Zejhun Demirov, Sarah Sandeh, Alissia Krupsky, Prince Chughtai. Länge: 106 Minuten. FSK: ab 16 Jahren, ff. FBW: ohne Angabe.

Bekenntnisse des Hochstaplers Thomas Mann (Deutschland 2024)

Die "Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull", deren Entstehungsgeschichte sich über ein halbes Jahrhundert erstreckt, zählen zu Thomas Manns persönlichsten Werken. Filmemacher André Schäfer kennt sich mit Werk und Autor bestens aus und lässt beide in seinem Hybridfilm miteinander zu einer semidokumentarischen Charakterstudie des Schriftstellers verschmelzen. Hochstapler Krull (Sebastian Schneider) als Alter Ego Manns erlaubt einen Blick in die konfliktreiche Innenwelt des Menschen Thomas Mann, dem diese Hommage ganz und gar gewidmet ist.

Ausführliche Kritik bei epd Film.

© Mindjazz Pictures

Regie und Buch: André Schäfer. Mit: Sebastian Schneider, Nils Rovira-Munoz. Länge: 91 Minuten. FSK: ab 12 Jahren, ff. FBW: ohne Angabe.

Critical Zone (Iran/ Deutschland 2023)

Perspektiv- und Hoffnungslosigkeit und ein Ohnmachtsgefühl, das mit Drogen betäubt wird: So zeichnet Ali Ahmadzadeh in "Critical Zone" eine junge Generation im Iran, die sich aus der Unfreiheit in den Rausch zurückzieht. Amir (Amir Pousti) liefert als Drogendealer per Auto den Stoff, an dem er sich auch selbst bedient. Die individuellen Schicksale seiner Kunden tauchen bei seiner Fahrt wie im Schlaglicht auf, um sich dann wieder in der Stadt zu verlieren. Der melancholische Film zeigt die Ziellosigkeit seiner Protagonisten in der unterdrückten iranischen Gesellschaft, in der sie untergehen und übt so auf subversive Art Kritik am dafür verantwortlichen Regime.

Ausführliche Kritik bei epd Film.

© W-film

Regie und Buch: Ali Ahmadzadeh. Mit: Amir Pousti, Shirin Abedinirad, Maryam Sadeghiyan, Alireza Keymanesh, Saghar Saharkhiz, Mina Hasanlou. Länge: 99 Minuten. FSK: ohne Angabe. FBW: ohne Angabe.

Marianengraben (Luxemburg/ Italien/ Österreich 2024)

Paula (Luna Wedler) hat auf tragische Weise ihren kleinen Bruder verloren. Als Folge ist sie von Schuldgefühlen geplagt und hat ihren Lebensmut verloren. Bei einem nächtlichen Besuch auf dem Friedhof trifft sie auf den alte Helmut (Edgar Selge), der die Urne seiner Ex-Frau ausbuddelt, um mit ihr nach Südtirol zu reisen. Da Luna schon länger überlegt, an den Unfallort ihres Bruders in Italien zu reisen, steigt sie spontan bei dem mürrischen Helmut ins Auto ein und fährt mit. Es beginnt ein wilder Roadtrip, bei dem das ungleiche Paar sich der Trauer stellt. Basierend auf dem gleichnamigen Bestseller von Jasmin Schreiber entspinnt sich ein atmosphärischer Film, der Sentimentalität mit Skurrilität mischt und die Zuschauenden auf eine Reise durch Trauer, Trost und Hoffnung mitnimmt.

Ausführliche Kritik bei epd Film.

© Alamode Film

Regie: Eileen Byrne. Buch: Eileen Byrne, Jasmin Schreiber (Vorlage). Mit: Luna Wedler, Edgar Selge, Willie Vonnenmann, Martin Abram, Dominik Raneburger. Länge: 86 Minuten. FSK: ab 12 Jahren, ff. FBW: ohne Angabe.

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