Filmtipps der Woche
Zweifel und Motivation
Ein Film über Vorurteile und Frauenbilder im 19. Jahrhundert und eine Dokumentation über Klimaaktivisten mit Gespür für die Anliegen junger Menschen. Die Filmtipps vom 19.09.2024.
epd-Filmtipps: Rosalie
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19.09.2024
3Min

Rosalie (Frankreich, Belgien 2023)

Ein Dorf in der Bretagne, um 1870. Rosalie (Nadia Tereszkiewicz) geht eine von ihrem Vater arrangierte Ehe mit dem verschuldeten Gastwirt Abel (Benoît Magimel) ein. In der Hochzeitsnacht findet Abel heraus, dass Rosalie an extremer Körperbehaarung leidet. Wutentbrannt fordert er zunächst, dass sie geht. Sie bleibt aber, mit dem Willen, sich nützlich zu machen. Um Schaulustige in Abels Kneipe zu locken, lässt sie sich sogar einen Bart wachsen. Das klappt, bald ist die Neugier aber verflogen und Ablehnung macht sich im Dorf breit. Stéphanie Di Giusto konfrontiert ihre Hauptfigur mit den Vorurteilen und dem Frauenbild ihrer Zeit, degradiert sie aber nie zur zu bestaunenden Kuriosität, sondern zeigt ihre Selbstermächtigung als vielseitiges, handelndes Subjekt.

Ausführliche Kritik bei epd Film.

© X-Verleih

Regie: Stéphanie Di Giusto. Buch: Stéphanie di Giusto, Alexandra Echkenazi, Sandrine Le Coustumer. Mit: Nadia Tereszkiewicz, Benoît Magimel, Benjamin Biolay, Guillaume Gouix, Gustave Kervern. Länge: 115 Minuten. FSK: ab 12, ff. FBW: ohne Angabe.

Bis hierhin und wie weiter? (Deutschland 2023)

In seinem Dokumentarfilm folgt Felix Maria Bühler fünf Aktivisten, die sich auf unterschiedliche Weise für den Klimaschutz engagieren. Lützerath ist einer der Orte, an die er sich dazu begibt. Neben den politischen Konflikten beschreibt er auch Motivationen und Zweifel der jungen Menschen. Bühler beweist ein Gespür für politisch zentrale und existenziell heikle Momente. Mit seiner feinfühligen Kameraarbeit weiß er auf seine Protagonisten einzugehen und zeigt dabei subtil seine Verbundenheit mit deren Anliegen.

Ausführliche Kritik bei epd Film.

© W-Film

Regie und Buch: Felix Maria Bühler. Länge: 91 Minuten. FSK: ab 12, ff. FBW: ohne Angabe.

Favoriten (Österreich 2024)

Favoriten ist ein Bezirk im Süden Wiens, den man wohl als "sozialen Brennpunkt" bezeichnen könnte. Hier hat die österreichische Regisseurin und Autorin Ruth Beckermann drei Jahre lang eine Grundschulklasse begleitet. Ihr Dokumentarfilm zeigt Schule als einen Mikrokosmos, in dem sich gesellschaftliche Themen spiegeln. Die Kinder sind die "Favoriten" ihrer Lehrerin Ilkay Idiskut, deren Arbeit mit viel Empathie gewürdigt wird, ohne sie zu idealisieren. Beckermann zeigt strukturelle Probleme des Bildungssystems auf und liefert zugleich einen bereichernden, hoffnungsvollen Blick in die diverse Gemeinschaft der Kinder und ihrer Lehrerin.

Ausführliche Kritik bei epd Film.

© Grandfilm

Regie: Ruth Beckermann. Buch: Ruth Beckermann, Elisabeth Menasse. Mit: Ilkay Idiskut. Länge: 123 Minuten. FSK: keine Beschränkung. FBW: ohne Angabe.

Die Fotografin (Großbritannien, USA, Norwegen, Australien, Irland, Singapur 2024)

Die Fotografin Lee Miller bereiste mit der US-Armee am Ende des Zweiten Weltkriegs das zerstörte Europa – und schuf ikonische Aufnahmen, unter anderem aus dem befreiten KZ Buchenwald. In Ellen Kuras‘ biografischem Film wird sie von Kate Winslet verkörpert. Zwischen den Stationen der Reise in Frankreich und Deutschland inklusive Nachstellungen berühmter Fotoszenen versucht Winslet, die schillernde Persönlichkeit ihrer Figur zwischen Leichtlebigkeit und Feinfühligkeit herauszuarbeiten. Dafür lassen ihr Drehbuch und Regie leider nicht immer den nötigen Rahmen. Kuras‘ ästhetisch und dramaturgisch eher konventioneller Film wartet dennoch mit einigen eindrucksvollen Momenten auf.

"Die Fotografin" ist der Film des Monats der evangelischen Filmjury.

Ausführliche Kritik bei epd Film.

© Studiocanal

Regie: Ellen Kuras. Buch: Liz Hannah, Marion Hume, John Collee. Mit: Kate Winslet, Andy Samberg, Josh O'Connor, Alexander Skarsgård, Marion Cotillard, Andrea Riseborough, Noémie Merlant. Länge: 116 Minuten. FSK: ab 12, ff. FBW: besonders wertvoll.

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