Heimatnah, heimatfern
Gunter Glücklich
26.02.2019

Verena Roßbacher: Ich war Diener im Hause Hobbs. Kiepenheuer & Witsch. 383 Seiten, 22 Euro

Einer hat genug von den "Unwäg­barkeiten" des Lebens. Der junge ­Christian Kauffmann aus Feldkirch sucht sich eine Nischenexistenz. Er macht eine Ausbildung zum Butler und kommt ­
im noblen Zürcher Haushalt der Familie Hobbs unter. Zehn Jahre verbringt er dort, bis sich die Ereignisse ­überschlagen. Einer der ­Hobbsens, der ambitionierte Maler Gerome, wird tot aufgefunden, und die Spuren führen überraschend in Christians österreichische Heimat – die er doch hinter sich lassen wollte. Verena Roßbachers Roman ist ein glanzvoll komponiertes, spannendes Prosastück, voller Witz, 
literarischer Anspielungen – und getragen von der Erkenntnis, 
dass kaum etwas ist, wie es scheint. 

Gerasimos Bekas: Alle Guten waren tot. Rowohlt. 256 Seiten, 20 Euro

Gerasimos Bekas hingegen lässt seine Hauptfigur Aris, einen Altenpfleger, zwischen Würzburg und seiner griechischen Heimat agieren. Als ihn eine Heimin­sassin beauftragt, für sie eine Erbangelegenheit in Griechenland zu regeln und einen mysteriösen Koffer zu beschaffen, gerät er in das Chaos eines von Finanz­nöten geplagten Landes. Geschickt verschränkt ­Bekas Aris’ abenteuerliche Reise, die ihn zudem auf die Spur seiner leiblichen Eltern bringt, mit der griechischen Vergangenheit, genauer: mit den Gräueln, die die deutschen Besatzer während des Zweiten Weltkriegs verübten. Ein kühnes, mutiges Buch, das zeigt, dass sich jede Heimat aus Vergangenem und Gegen­wärtigem zusammensetzt.

Gunter Glücklich

Rainer Moritz

Rainer Moritz ist promovierter Literaturwissenschaftler. Seit 2005 leitet er das Literaturhaus Hamburg. Er ist Essayist, Übersetzer und Autor zahlreicher Bücher, darunter zuletzt "Als der Ball noch rund war" und "Mein Vater, die Dinge und der Tod".
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Verena Roßbacher: Ich war Diener im Hause Hobbs. Kiepenheuer & Witsch. 383 Seiten, 22 Euro

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