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Sie kommen mit dem Auto oder dem Linienbus in die Dörfer. Gehen in die Häuser armer Familien und nehmen ein Kind mit. Für ein paar Dollar, manchmal nur für eine Sonnenbrille oder ein T-Shirt lassen manche Eltern im nordindischen Distrikt Udaipur ihre Töchter und Söhne mit den Mittelsmännern der Baumwollindustrie ziehen. Weil sie sie nicht ernähren können und hoffen, dass es ihnen woanders vielleicht besser geht, auch wenn sie dort hart arbeiten müssen.
Wie hart der Einsatz im benachbarten Bundesstaat Gujarat wirklich ist, ahnen aber die wenigsten: Schon Fünfjährige arbeiten auf riesigen Baumwollfeldern elf bis zwölf Stunden täglich, bei sengender Hitze, schlecht ernährt, streng bewacht, zum Teil misshandelt von den Aufsehern. Pestizide führen zu Kopfschmerzen, Schwindel, Ausschlägen und Atemnot. Einige Kinder kommen erst nach Jahren in ihre Dörfer zurück, geschwächt und ohne Schulbildung. Deshalb entkommen die meisten der Armutsfalle nie – und das Gleiche wiederholt sich mit ihren eigenen Kindern. Die Hilfsorganisation Childfund kämpft in Udaipur gegen diesen Teufelskreis an. Die Mitarbeiter klären in den Dörfern über die Gefahren auf und versuchen, die wirtschaftliche Situation der Familien zu verbessern. Damit niemand sein Kind weggeben muss.
Fragen an Silja Joneleit-Oesch, Projektleiterin bei Childfund
chrismon: Was genau tun Sie in Udaipur?
Silja Joneleit-Oesch: Unsere Partnerorganisation Childfund Indien schickt etwa Fachkräfte in die Dörfer, die den Landarbeitern zeigen, wie sie ihre Erträge verbessern können, mit einfachen Bewässerungsmethoden. Sie bildet junge Leute an der Nähmaschine aus oder in der Reparatur von Handys. Und bietet Infoveranstaltungen an.
Gehen denn die Dorfbewohner dahin?
Ja, weil sie auf dem Dorfplatz oder im Versammlungsraum stattfinden, da sind entweder alle Männer oder alle Frauen dabei.
Was kommt dabei heraus?
Die Mittelsmänner, denen die Eltern die Kinder mitgeben, sind oft angesehene Leute in der Region. Erst nach und nach setzt sich durch, dass man ihnen nicht trauen kann. In einigen Dörfern laufen die Männer nun Patrouille, um diese zu vertreiben und fernzuhalten. In Einzelfällen ist das auch gelungen.