Sterben
Wer stirbt, lebt noch
Am liebsten zu Hause sterben. Wir haben Menschen besucht, die dem Tod nahe sind, und ihre Angehörigen. Vier von ihnen berichten, was die schweren Tage etwas leichter macht
Anita Lux
Im August ist Anita Lux, 64, gestorben. Lange hat ihr Mann Micha sie in der kleinen Wohnung in Berlin versorgt
Sibylle Fendt / Ostkreuz
Portrait Anne Buhrfeind, chrismon stellvertretende ChefredakteurinLena Uphoff
Privat
21.11.2025
15Min

Im August ist Anita Lux, 64, gestorben. Lange hat ihr Mann Micha sie in der kleinen Wohnung in Berlin-Steglitz versorgt. Im Juli erzählten sie gemeinsam von Liebe und Schrecken und "Tumor-Humor"

Anita: Es war letztes Jahr im März, dass ich ins Krankenhaus gekommen bin.

Micha: Das kam unvermittelt, das kam schnell. Abgenommen, Darmspiegelung, Krebs im Endstadium.

Anita: Nach der Operation kam die ­Ärztin mit einem Pfarrer und sagte: Sie haben ­Metastasen im Bauch. Ich guck sie an und ­sage: Ja, und was macht der hier? Das ist mein ­Galgenhumor.

Micha: Das war eine Katastrophe. Es kamen erst mal drei Absagen von Onkologen. Anita war sauer.

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Was heißt palliativ?

Palliare ist ein lateinisches Wort und bedeutet: umhüllen, bergen. Palliative Versorgung kann nicht heilen, aber lindern. Menschen, die chronisch krank sind und am Ende ihres Lebens stehen, aber auch deren Angehörige, werden zu Hause, in Pflegeheimen oder in Hospizen begleitet, ärztlich und pflegerisch unterstützt und zu allen anstehenden Fragen beraten.

Als besondere Versorgungsform gibt es in Deutschland die Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung (SAPV) für Menschen "mit einer nicht heilbaren, fortschreitenden und weit fortgeschrittenen Erkrankung, bei einer zugleich begrenzten ­Lebens­erwartung, die eine besonders aufwändige Versorgung benötigen" – so steht es im Sozialgesetzbuch. Sie wird von Hausarzt oder Hausärztin verordnet und von der Krankenkasse bezahlt.

Ein Palliativteam kümmert sich dann ­zusammen mit den Angehörigen darum, dass die Situation für die Betroffenen erträglich bleibt. Ärzte, Ärztinnen und besonders geschultes Pflegepersonal ­helfen, die letzte Lebenszeit so leicht und so wenig angst- und schmerzvoll ­zu ­erleben wie möglich.

Die Patientinnen und Patienten in dieser chrismon-Geschichte wurden alle von Dr. Thomas Schindler betreut. Der Berliner ­Palliativarzt besuchte sie zu Hause. Das Team, in dem er arbeitet, war rund um die Uhr erreichbar. Solche Palliativteams gibt es fast in jeder Stadt. Die Pflegerinnen und Pfleger kommen je nach Bedarf, ­besorgen Medikamente und Hilfsmittel, alles, was die Pflege zu Hause erleichtert. Sie unterstützen die Angehörigen und helfen, mit der Situation fertig zu werden. Vor allem geht es darum, Schmerzen, Atemnot und Übelkeit zu lindern sowie auch andere Symp­tome (wie Verwirrtheit, Angstzustände, Schwäche) positiv zu beeinflussen.

www.wegweiser-hospiz-palliativmedizin.de

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Die Fotoserie "Bevor es soweit ist" von Sibylle Fendt ist bis Ende November 2025 auch im Berliner "Haus#1" am Waterloo Ufer von Freitag bis Sonntag jeweils von 14 bis 19 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei.

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