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Shabàan war 15, als Polizisten sie in München aufgegriffen und ihre dramatische Vorgeschichte erfuhren: Das somalische Waisenmädchen war in ihrer Stieffamilie schwer misshandelt worden und hatte danach bettelnd in Mogadischu auf der Straße gelebt. Ein Deutscher, sagt sie, habe sie 2012 mit nach München genommen und hier zur Prostitution gezwungen.
Pro Jahr kommen mehrere Tausend minderjährige Flüchtlinge ohne erwachsene Verwandte nach Deutschland. Etwa zehn Prozent sind Mädchen. Sie haben oft Erfahrungen mit sexueller Gewalt gemacht, die sie noch lange nach der Flucht belasten. In München hat der Internationale Bund (IB) 2014 eine Wohngruppe für sieben Flüchtlingsmädchen eingerichtet, in der sie bis zu drei Jahre bleiben können. Die 12- bis 17-Jährigen leben in einer Doppelhaushälfte in einem ruhigen Wohnviertel, sie werden von Sozialpädagoginnen betreut. Shabàan lernt Deutsch und geht zur Schule, aber es geht ihr oft nicht gut. Flashbacks, Alpträume, starke Schmerzen – die Vergangenheit holt sie immer wieder ein. Mithilfe einer Psychotherapie versucht sie, sich trotzdem dem neuen Leben zu öffnen.