Foto: Norbert Guthier/ZGF
Was das Handy vernichtet
Der Coltan-Abbau entzieht den Gorillas ihren Lebensraum
Portrait Hanna Lucassen, Redaktion chrismon, Redaktions-Portraits Maerz 2017Lena Uphoff
20.03.2017

Bambusrohre, Farne, Lianen – die letzten 700 Berggorillas der Welt leben am Rande des Regenwaldes im Kongo. Dort, wo wir ­einen der wichtigsten Rohstoffe für unsere Handys herkriegen: Coltan. Arbeiter hauen das Roherz aus Flussbetten und Gesteinen und waschen die Kügelchen mit Schüsseln aus dem Flusswasser, ähnlich wie Gold. ­Firmen in Europa, Asien und Amerika ver­edeln das Coltan zum Metall Tantal, das überall dort, wo auf kleinstem Raum hohe Temperaturen entstehen, zurzeit unverzichtbar ist: in Smartphones, Spielkonsolen, Computern, medizinischen Geräten.

Um das Coltan tobt längst ein Krieg. Neben legalen Abbaugebieten gibt es unzählige illegale Minen, die Natur wird zerstört, Arbeiter werden ausgebeutet, Rebellen kontrollieren die Grenzen. Dass mittendrin der Nationalpark Virunga mit den letzten Berggorillas liegt, interessiert kaum jemanden. Im vergangenen Jahr sind laut Zoogesellschaft 150 Ranger getötet worden. In Deutschland gibt es mehrere Initiativen, die Virunga schützen wollen. Der Zoo Frankfurt etwa nimmt alte Handys an und verkauft sie an Recyling­firmen – so gelangen mehr gebrauchte Geräte auf den Markt, und die Coltan-Nachfrage sinkt. Der Erlös geht nach Virunga, für ein digitales Funknetz im Nationalpark, das ­Menschen und Tiere schützt.

Interview

Fragen an Michael Kauer, Projektleiter bei der Frankfurter Zoogesellschaft

chrismon: Wie viel zahlen Ihnen die Recyclingfirmen für ein gebrauchtes Handy?

50 Cent, wenn das Gerät so kaputt ist, dass es nicht mehr recycelt werden kann. Da filtert man noch einzelne Rohstoffe raus. Für ein neues Smartphone, bei dem vielleicht der Bildschirm zerbrochen ist, kriegen wir bis zu 50 Euro. Im Jahr 2015 kamen so 11 000 Euro für Virunga zusammen.

Gibt es Alternativen zu Coltan?

Zurzeit laufen Forschungen mit Keramik und Aluminium, aber das ist noch nicht so weit.

Gibt es Handys, die man trotzdem mit gutem Gewissen kaufen kann?

Gebrauchte vom Secondhandmarkt sind auf jedem Fall besser als neue. Gut ist auch das Fairphone. Der niederländische Hersteller verwendet Rohstoffe aus legalen, zertifizierten Abbaugebieten und achtet auch bei der Weiterverarbeitung auf faire Arbeits­bedingungen.   

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