Ein Würzburger Verein macht alte Rechner wieder fit
Ein Würzburger Verein macht alte Rechner wieder fit
Angestöpselt e.V.
Die digitale Tafel
Ein Würzburger Verein macht gebrauchte Computer wieder fit und verschenkt sie an die, die sie brauchen.
Portrait Hanna Lucassen, Redaktion chrismon, Redaktions-Portraits Maerz 2017Lena Uphoff
29.08.2018

Der Vorstandsvorsitzende macht im nächs­ten Jahr Abitur. Moritz Beck, 18, hat schon eine veritable Karriere hingelegt, bei ­"Angestöpselt", dem Würzburger Verein für Digitalkompetenz. Er kam mit dreizehn das erste Mal in die mit Computern vollgestopfte Ladenwerkstatt mitten in Würzburg und fühlte sich gleich zu Hause. "Ich habe immer schon an Rechnern herumgebastelt und wollte verstehen, was da drinnen passiert." Den Verein gab’s gerade mal rund ein Jahr, und Helfer wie er waren hochwillkommen. Mittlerweile ist der rothaarige Gymnasiast zwei- bis dreimal die Woche vor Ort und macht längst mehr, als nur am Computer zu tüfteln – zum Beispiel mit Journalisten reden.

100 Geräte pro Monat gehen raus

Das Prinzip des Vereins ist einfach, das elfköpfige Team unbürokratisch: Privatleute und Firmen spenden gebrauchte Computer, Freiwillige machen diese wieder fit und schenken sie an Leute mit wenig Geld weiter. Daneben bietet Angestöpselt auch kostenlose Programmier­workshops für Schüler an, sogenannte "CoderDojos". "Wir ­wollen, dass alle einen Zugang zur digitalen Welt be­kommen, auch die mit wenig Geld", sagt Moritz Beck. Dass es ohne gar nicht mehr geht, ist für ihn völlig klar. "Da ist man doch wie abgeschnitten. Lehrer verschicken Arbeitsblätter per Mail, Unigruppen tauschen sich aus, Stellenanzeigen und Wohnungsangebote stehen online, und was in der Freizeit so los ist, erfahre ich auch vor allem im Netz." Und trotzdem können sich viele Leute keinen Computer leisten. Der Verein gibt im Monat etwa 100 Geräte heraus und verlangt neben zehn Euro ­Bearbeitungsgebühr nur einen Nachweis der Bedürftigkeit: Hartz-IV-Bescheide, Rentenbescheide, Studentenausweise. Die meisten der Kunden kommen einfach in den Laden, manche kriegen von der Arbeitsagentur den Tipp. Dass jemand das missbraucht, glaubt Moritz Beck nicht. "Jeder kriegt auch nur einmal ein Gerät."

Alte Daten werden gelöscht

Neulich kam ein Mann in den Laden, der vor einiger Zeit um einen Com­puter bat, um sich als Fensterputzer selbstständig machen zu ­können. Nun hatte er es geschafft, und als Dank putzte er die "ziemlich trübe" breite Fensterfront des Vereins. "Das war toll – für uns alle." Anfänglich spendeten nur Privatleute ihre Rechner, mittler­weile kommen 80 Prozent der Geräte von Firmen aus der Umgebung. Die sortierten bei Systemwechseln eher aus, als alte Rechner aufzurüsten, sagt Beck, und seien froh, wenn sie damit auch etwas Gutes tun, anstatt nur mehr Müll zu produzieren. Durchschnittlich 150 bis 200 Geräte kämen im Monat an. Alle werden zuerst überschrieben, das heißt, alte Daten werden gelöscht, erst dann legen die Tüftler los. In der Regel ist so ein Gerät nach einer Dreiviertelstunde wieder startklar und landet im Regal – bis jemand kommt, der es wirklich braucht.

Spendeninfo

Bei Angestöpselt können Sie Computer abgeben, im Laden mithelfen oder Geld spenden:

Angestöpselt e. V. – Verein für Digitalkompetenz
Zeller Straße 29/31
97082 Würzburg,
Tel.: 0931-32091494
Mail: info@angestoepselt.de,
angestoepselt.de

Kontoverbindung:
Sparkasse Mainfranken Würzburg
IBAN: DE23 7905 0000 0047 3098 28,
BIC: BYLADEM1SWU
Stichwort: chrismon

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