Berufsschule in Tansania
Gehen und nähen lernen
Daimon und 29 andere Männer und Frauen mit Behinderungen studieren an einer inklusiven Berufsschule in Kyela
Daimon M. (Mitte), Schüler der inklusiven Berufsschule in Kyela, Tansania
Er will seine Schneiderausbildung in Tansania beenden: Daimon M. (Mitte)
Mission 21/CBM
Tim Wegner
28.03.2023

Daimon war sieben Jahre alt, als er auf den Dorn einer Ölpalme trat und sich die ­Stelle am Fuß schwer entzündete. Die Mutter wollte ihn ins Krankenhaus bringen, doch dem Vater war das zu teuer.

Daimon war das dritte von vier Kindern und schon früh oft krank. Die Eltern zerstritten sich darüber, am Ende ließen sie sich scheiden. Daimon lebte mal bei der ­Mutter, mal beim Vater. Immer war der Fußweg zur ­Schule sehr weit, die Wunde konnte nicht heilen. Irgendwann schaffte es der Junge nicht mehr zur Schule und blieb zu ­Hause. Er war jetzt ein Jugendlicher mit einer dauerhaften ­Gehbehinderung.

Daimons Dorf liegt in der Region Kyela in den Bergen im Südwesten Tansanias. Die Menschen hier leben hauptsächlich von der Subsistenzlandwirtschaft, brauchen also zum Überleben alles, was sie selbst anbauen. Kinder mit körperlichen oder geistigen Behinderungen gelten oft als große Last, wenn nicht als Strafe Gottes.

Daimon hat es geschafft, sein Schicksal zu wenden – dank eines Stipendiums der Christoffel-Blindenmission (CBM). Er wird Schneider. Zusammen mit mehr als 100 anderen jungen Menschen lernt er am "Kyela Moravian Vocational Training Centre", einer inklusiven Berufsschule, die von der tansanischen Herrnhuter Brüdergemeine, der Moravian Church, betrieben wird. Neben Daimon studieren dort 29 andere Männer und Frauen mit Behinderungen: Viele sind gehbehindert wie Daimon, andere sind gehörlos. In Kyela belegen die jungen ­Männer und Frauen Kurse in unterschiedlichen Ausbildungsbereichen: Schneiderei, Automechanik oder Elektrik. Und sie lernen den Umgang mit Geld.

Inzwischen haben sich im Umfeld der Schule dörfliche Spargruppen gegründet. Deren Mitglieder helfen sich gegenseitig, zum Beispiel bei der Gründung eines kleinen Schreibbüros oder einer Schneiderei. Und wenn innerhalb einer Spargruppe eine gehörlose junge Frau Schatzmeisterin wird, dann wird allen deutlich: Natürlich kann aus einem Kind mit einer Behinderung ein respektiertes Mitglied der Dorfgemeinschaft werden.

Seit 2019 ist die Kyela-Berufsschule barrierefrei, mit ihrem inklusiven Lernansatz gilt sie landesweit als Pilotprojekt, berichtet Richard Dallu von der CBM in ­Tansania. Entscheidend sei gewesen, dass die Distriktregierung von Kyela von Anfang an mit eingebunden wurde. 380 Pastor*innen und Mitarbeitende der in Tansania sehr ­aktiven und großen Moravian Church konnten in den vergangenen Jahren zum Thema Inklusion geschult werden. Auch Daimon wurde von seinem Pastor "entdeckt" und für das Ausbildungsstipendium empfohlen. Jetzt möchte er vor allem eins: Schneider werden.

Spendeninfo

Kein Mensch soll wegen seiner Behinderung ausgeschlossen werden, ist das Motto der 1908 gegründeten Christoffel-­Blindenmission. In Tansania ist die CBM seit über 50 Jahren aktiv und betreut dort insgesamt 16 Projekte, darunter auch Projekte für inklusive Bildung.

Spendenkonto Bank für Sozialwirtschaft
IBAN: DE46 3702 0500 0000 0020 20, Stichwort: chrismon

Die Kommentarfunktion ist nur noch für registrierte Nutzer verfügbar. Um einen Leserkommentar schreiben zu können, schließen Sie bitte ein Abo ab, schreiben Sie uns eine Mail an leserpost@chrismon.de oder diskutieren Sie auf Instagram, Facebook und LinkedIn mit.