Brustkrebs
Als Berufskranke kann man leicht vereinsamen
Die Hamburger Fotografin Pia Pritzel, 38, hat Brustkrebs – und erzählt hier jeden Dienstag in ihrer Bildserie, wie es ihr gerade geht
Zwischen Krankheit und Alltag: Während ihre Tochter in der Kita ist und ihr Partner zur Arbeit geht, bleibt Pia allein zu Hause zurück. Als Berufskranke hat sie plötzlich viel Zeit – und erlebt, wie Einsamkeit zum stillen Begleiter wird
Pia Pritzel
30.12.2025
2Min

In der ersten Folge der Serie stellt sich Pia vor. Lesen Sie hier.

Alle weiteren Folgen finden Sie auf dieser Themenseite.

Montag morgen. Wir bereiten unsere Tochter für die Kita vor. Wie immer ist es ein wildes Spektakel. Irgendwann stehen wir alle angezogen vor dem Haus. ‚Tschüss bis später‘. Mein Partner biegt in Richtung Büro ab. Meine Tochter wird einen Tag voller Spaß und Spiel in der Kita haben. Alle FreundInnen sind auf der Arbeit oder beschäftigt. Und ich? Ich bleibe als Berufskranke zurück. Mit gaaaaanz viel Zeit. Ohne Auftrag, ohne Termin.

Wie oft höre ich den Satz: Boah, ich hätte gerne so viel Zeit wie du. Was ich alles maaachen würde. Mein Buch zu Ende lesen. Endlich Projekt XY abschließen, gaaanz viel Sport, Serien schauen.

Im Gartenprivat

Pia Pritzel

Pia Pritzel, geboren 1987, ist Mutter und Fotografin aus Hamburg. Sie ist an Brustkrebs erkrankt und erzählt hier und als @pia_pritzel auf Instagram von Diagnose, Behandlung, Heilung, von Schönem und von Schrecklichem. Die meisten Fotos ihrer Serie "Cancer me softly" sind von ihr selbst gemacht, analog.

Schön für dich. Nach fünf Monaten daheim werden die Wände enger. Die schweren Themen der Krankheit erdrücken mich. Die Einsamkeit beginnt an mir zu nagen. Darum habe ich beschlossen, wieder zu arbeiten. Zwar mit weniger Stunden, dafür ohne den ich-bin-krankgeschrieben-Jogger, sondern im stylischen Bürodress.

Viele Stimmen kommentieren das mit: Wie? Aber du musst dich doch ausruhen! Ist das nicht zu viel für deine Gesundheit?

Wie wäre es denn, wenn ich das Arbeiten für meine Gesundheit brauche? Um wieder Teil dieser Gesellschaft zu sein. Um etwas Sinnvolles zu tun und gebraucht zu werden. Um weniger Zeit zu haben, um über den scheiß Krebs nachzudenken. Und: Um endlich nicht mehr allein zu sein.

Ich freue ich mich auf meinen baldigen Arbeitsstart, wieder top gestylt mit meinen KollegInnen einen Kaffee zu schlürfen und den neusten Flurfunk auszutauschen. So wie vorher. Nur diesmal mit Glatze.

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