Des Teufels Bad (Österreich 2024)
1750 in einer dörflichen Gemeinschaft in Oberösterreich: Die junge Agnes (Anja Plaschg) heiratet Wolf (David Scheid), einen Mann aus einem anderen Dorf. Gemeinsam ziehen sie in ein altes, dunkles Steinhaus im Wald, doch Wolf kann mit Agnes wenig anfangen und Agnes‘ sehnlicher Kinderwunsch geht nicht in Erfüllung. Nach und nach versinkt Agnes in Schwermut, sie sei in Teufels Bad, heißt es. Und sie wählt einen verstörenden Ausweg aus ihrem trostlosen Leben, das von Frömmigkeit, Aberglaube und harter Arbeit geprägt ist. Der Film, der in Österreich mehrere Preise abräumte und nun ins Rennen um den internationalen Oscar geht, erzählt ein bislang kaum bekanntes Kapitel europäischer Mentalitätsgeschichte. Mit Anklängen an Folk-Horror, atmosphärischen Bildern der nebligen Landschaft und dem Aufzeigen rüder bäuerlicher Gemeinschaften und kirchlicher Dogmen ist der Film bezaubernd und verstörend zugleich. Die Hauptrolle übernimmt die Musikerin und Schauspielerin Anja Plaschg alias Sopa&Skin, die auch die Musik beisteuerte.
Ausführliche Kritik bei epd Film.
Regie und Buch: Veronika Franz, Severin Fiala. Mit: Anja Plaschg, Maria Hofstätter, David Scheid, Elias Schützenhofer, Lukas Walcher. Länge: 121 Minuten. FSK: ab 16 Jahren.
Neuigkeiten aus Lappland (Finnland 2024)
Ein kleines Dorf im finnischen Lappland Mitte der 80er-Jahre: Weil sie versehentlich das Fenster einer Lokalzeitung demoliert hat, heuert die alleinerziehende Mutter Niina (Oona Airola) spontan als Aushilfs-Reporterin an. Wirklich etwas zu berichten gibt es hier in der Provinz aber nicht. Bis auf einmal Militär im Dorf anrückt und sich die Hinweise auf eine abgestürzte russische Rakete verdichten. Die restlichen Bewohner nehmen die Angelegenheit gelassen, aber Niina will herausfinden, was passiert ist und eckt damit gewaltig an. Inspiriert ist die Geschichte von einem wahren Fall während des Kalten Kriegs. Die lappländische Regisseurin Miia Tervo macht daraus zunächst eine skurrile Komödie mit lakonischem Humor und verrückten Figuren. Zunehmend wird die Geschichte aber auch zu einem klugen Gesellschaftsgemälde und der starken Emanzipationsgeschichte einer mutigen jungen Frau.
Ausführliche Kritik bei epd Film.
Regie und Buch: Miia Tervo. Mit: Oona Airola, Pyry Kähkönen, Hannu-Pekka Björkman, Tommi Korpela. Länge: 110 Minuten. FSK: ohne Angabe.
No Other Land (Iran/ Deutschland 2023)
Der israelische Journalist Yuval Abraham und der palästinensische Aktivist Basel Adra haben einen Eklat ausgelöst, als sie im Februar auf der Berlinale zwei Preise – einer für den besten Dokumentarfilm – entgegennahmen: in ihren Statements war von Israel als Apartheid-Staat die Rede. Tatsächlich ist "No Other Land" entschieden einseitig, eine politische Intervention. Der Film nimmt Partei für die Palästinenser, die in Masafer Yatta, einem Siedlungskonglomerat im Westjordanland, gegen Bagger und Räumungstruppen kämpfen. Masafer Yatta hat sich in über vierzig Jahren zu einem Hotspot des Siedlungskonflikts entwickelt; 2022 war nach einem langen Gerichtsprozess entschieden worden, dass die palästinensische Bautätigkeit in dem Anfang der 80er zum militärischen Sperrgebiet erklärten kargen Landstrich illegal ist. Leider gelingt es den Filmemachern nicht, ein Gefühl für die Lebensweise der Bewohner oder auch nur die Topographie zu vermitteln. Und ihr Umgang mit dem Material – eine Mischung aus Originalaufnahmen, historischen Videos und News-Ausschnitten – erscheint undurchsichtig, wenn nicht manipulativ. In der wichtigen Debatte um die Siedlungspolitik, die in der israelischen Gesellschaft selbst heftig umstritten ist, wirkt der Film nicht aufklärerisch, sondern polarisierend. Man kann das Anliegen verstehen – hätte sich aber mehr Sorgfalt und Umsicht gewünscht.
Lesen Sie hier unsere ausführliche Filmkritik zu "No Other Land".
Regie und Buch: Basel Adra, Hamdan Ballal, Yuval Abraham, Rachel Szor. Länge: 95 Minuten. FSK: ohne Angabe.
Weihnachten in der Schustergasse (Norwegen 2023)
Die zehnjährige Stine (Kaya Ekerholt McCurley) ist aus einem Internat geflüchtet und landet in der Schuhmacherwerkstatt des traurigen, menschenscheuen Anderson (Kåre Conradi), der sie zähneknirschend bei sich aufnimmt. Währenddessen geht die Suche nach der Ausreißerin los. Doch die redselige Stine schafft es nicht nur erfolgreich auf der Hut vor Entdeckung zu sein, sondern bringt als Nebeneffekt die Menschen des Dorfs einander näher. Der Film, in Norwegen bereits ein Hit, ist die Adaption einer Serie aus den 70er-Jahren. Kulisse ist Norwegen im Dezember 1945 und sieht mit seinen verschneiten Gassen und gemusterten Strickjacken so kuschelig aus, dass man direkt einziehen möchte. Mit viel Drive und gelegentlich am Kitsch entlangschrammend inszeniert, ist dieser Weihnachtsfilm unerwartet ansprechend und erzählt jenseits des nostalgischen Augenschmauses von wichtigen Themen wie Tod, Familie und Zusammenhalt.
Ausführliche Kritik bei epd Film.
Regie: Mikal Hovland. Buch: Maren Skolem. Mit: Kare Conradi, Mathias Luppichini, Iman Meskini, Kristoffer Olsen, Rebekka Nystabakk. Länge: 95 Minuten. FSK: ab 6 Jahren.