Wie viel in der Vergangenheit verschwiegen worden ist, zeigt die hoffentlich hinreichend anonymisierte Biografie meiner Urgroßmutter Elisabeth.
Elisabeth wurde 1882 in Oberaula im nordhessischen Schwalm-Eder-Kreis geboren und war als Heranwachsende als Haushaltshilfe im Haushalt des verheirateten Pfarrers in dem kleinen nordhessischen Dorf Ehlen im Landkreis Kassel beschäftigt.
1907 gebar sie im Alter von 25 Jahren meinen Großvater Heinrich. In den standesamtlichen Urkunden war als Vater ein Landwirt aus Oberaula eingetragen. Elisabeth hat zeitlebens aber niemandem darüber Auskunft gegeben, wer der tatsächliche Vater von Heinrich gewesen ist, den sie als ledige Mutter allein großgezogen hat.
Elisabeth hat weder geheiratet, noch ist jemals etwas über eine sonstige Partnerschaft bekannt geworden, was das Ausmaß ihrer Traumatisierung erahnen lässt.
2012 ist mein Vater gestorben. Zur Vorbereitung der Trauerfeier gab es ein Gespräch mit dem damaligen Ehlener Pfarrer. Dabei wurde auch unsere Familiengeschichte thematisiert: Das, was bisher nur eine Vermutung gewesen war, wurde nun zur Gewissheit.
Dem Herrn Pfarrer war nämlich sehr wohl bekannt, dass sein Amtsvorgänger von 1907 der leibliche Vater von Heinrich gewesen ist und aus diesem Grund auch seinerzeit von Ehlen in die nur fünf Kilometer entfernte Kleinstadt Zierenberg versetzt worden war.
Das Vertuschen von sexuellem Missbrauch bis hin zur Fälschung von amtlichen Urkunden zu dessen Verdeckung hat also in der evangelischen Kirche bereits eine lange, beschämende Tradition.
Mit der Schilderung der Biografie meiner geliebten Urgroßmutter setze ich mich ein für das Andenken an deren Leiden, die sie zu ihren Lebzeiten niemandem offenbaren konnte.
Missbrauch
Sie haben sogar ihr Kreuz missbraucht und auch ein Gott schaute einfach zu, was seine "Prediger" in ihrer Praxis so trieben. Sie hatten keine Angst vor ihrem Gott und das machte mich recht nachdenklich......
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