Filmtipps der Woche
One Life, Club Zero
Sir Nicolas Winton (Anthony Hopkins) sorgt in "One Life" für einen bewegenden TV-Moment
Sir Nicolas Winton (Anthony Hopkins) sorgt in "One Life" für einen bewegenden TV-Moment
Peter Mountain/See-Saw Films
28.03.2024

One Life (Großbritannien, 2023)

1988 sorgt die Sendung "That‘s Life!" für einen der bewegendsten Momente in der Fernsehgeschichte. Im Publikum sitzt Sir Nicolas Winton. Er rettete 669 Kinder, die er bei der nahenden deutschen Besetzung von Prag ab Oktober 1938 aus dem Land nach Großbritannien schleuste. Dass einige von ihnen ebenfalls im Publikum sitzen, weiß er nicht. Als die Moderatorin bittet, dass sich all jene erheben mögen, die Winton das Leben verdanken, bricht er in Tränen aus. Lob oder Anerkennung wollte er für seine Taten nie. Mit Anthony Hopkins in der Hauptrolle kommt nun die bewegende Geschichte eines Mannes in die Kinos, der Hunderten von Kindern eine Zukunft schenkte, seinen Taten stets zurückhaltend gegenüberstand und von sich behauptete, versagt zu haben: "Es ist nie genug".

Ausführliche Kritik bei epd Film.

© SquareOne Entertainment

Regie: James Hawes. Buch: Lucinda Coxon, Nick Drake. Mit: Sir Anthony Hopkins, Johnny Flynn, Helena Bonham Carter, Lena Olin, Romola Garai, Alex Sharp, Marthe Keller, Jonathan Pryce. Länge: 110 Minuten FSK: ab 12 Jahren

Club Zero (Großbritannien/Österreich/Deutschland/Dänemark/Katar, 2023)

Als die zurückhaltende Miss Novak an eine Eliteschule kommt, bietet sie einen Kurs über achtsames Essen an. Was noch keiner ahnt: Miss Novaks Ausführungen werden sukzessive extremer. Die Kinder hören ihr gebannt zu, und ihr "Club Zero" bekommt sofort Zulauf. Es geht um Verzicht für das Klima. Das Ziel: wie Miss Novak ganz mit dem Essen aufzuhören. Als den neureichen Eltern ihre Kinder zu entgleiten drohen, spitzt sich die Lage zu. Im Spannungsverhältnis von Wissenschaft und Glaube, zeigt der Film die menschliche Anfälligkeit für fehlgeleitete Moral – gut gemeint, aber falscher Ansatz. Nichtsdestotrotz sind die Konsequenzen ihrer neuen Wirklichkeit sehr real.

Ausführliche Kritik bei epd Film.

© Neue Visionen Filmverleih

Regie: Jessica Hausner. Buch: Jessica Hausner, Géraldine Bajard. Mit: Mia Wasikowska, Sidse Babett Knudsen, Amir El-Masry, Elsa Zylberstein, Mathieu Demy, Ksenia Devriendt. Länge: 110 Minuten. FSK: ab 12 Jahren

Kleine schmutzige Briefe (Großbritannien/Frankreich, 2023)

Littlehampton im England der 1920er. Das konservative Küstenstädtchen geht seinem Alltagstrott nach, als plötzlich Briefe kursieren, die die pedantischen Bewohner*innen in Unruhe versetzen. Die sittenstrenge Edith (Olivia Colman) hat ebenfalls solche Schreiben erhalten und bezichtigt ihre Nachbarin Rose (Jessie Buckley), sie geschrieben zu haben. Die Schuldige scheint durch eiliges Vorverurteilen gefunden – auch Scotland Yard sieht das so. Skeptisch ist nur die Polizistin Gladys (Anjana Vasan). Auf der Suche nach dem wahren Urheber findet Rose in Gladys eine Verbündete. Das Verhalten der stürmischen Rose erschüttert das Frauenbild so manchen Spießbürgers. Mit viel britischem Witz zeichnet der Film den kurzen Weg vom Gerücht zur Verurteilung und lässt es sich nicht nehmen, die "kleinen schmutzigen" Briefe auch immer wieder vorlesen zu lassen – zum Leidwesen britischer Sittlichkeit.

Ausführliche Kritik bei epd Film.

© Studiocanal

Regie: Thea Sharrock. Buch: Johnny Sweet. Mit: Olivia Colman, Jessie Buckley, Anjana Vasan, Timothy Spall. Länge: 101 Minuten FSK: ab 12 Jahren

Opus – Ryuichi Sakamoto (Japan, 2023)

Der Meisterkomponist ist vor allem Kinofans bekannt – er lieferte die Musik zu Filmen wie "The Revenant" oder dem gerade angelaufenen "Die Unschuld" von Hirokazu Koreeda. Im Dezember 2022, einige Monate vor seinem Krebstod, griff Sakamoto in einem Studio in Tokio noch einmal in die Tasten. Das letzte Konzert nahm sein Sohn in Schwarzweiß auf. Und sofort fällt auf: kein Publikum - niemand, der Sakamoto beklatschen kann. Auf eine Retrospektive seines künstlerischen Schaffens wird ganz bewusst verzichtet – das tat zuletzt schon "Ryuichi Sakamoto: Coda". Was bleibt, ist eine neunzigminütige, in Grautöne gehüllte Musik-Meditation - fast wie eine Trauerfeier, in der der Verstorbene selbst seinen bevorstehenden Tod bespielt.

Ausführliche Kritik bei epd Film.

© Rapid Eye Movies

Regie: Neo Sora. Mit: Ryuichi Sakamoto. Länge: 103 Minuten FSK: ohne Angabe

Die Kommentarfunktion ist nur noch für registrierte Nutzer verfügbar. Um einen Leserkommentar schreiben zu können, schließen Sie bitte ein Abo ab, schreiben Sie uns eine Mail an leserpost@chrismon.de oder diskutieren Sie auf Instagram, Facebook und LinkedIn mit.