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Kürzlich wollten wir eine Freundin zum festlichen Abendessen bei uns zuhause einladen. Sie zog nicht recht. Fast war ich beleidigt, weil ich dachte, sie schätzt meine Kochkünste nicht genug. Aber der Fortgang der Diskussion brachte Klärung. Sie meinte, dass es bei winterlichem Wetter abends nicht so angenehm sei, unterwegs zu sein. Außerdem fühle sie sich meist schon recht bald am Tag müde. „Es ist Winterschlafzeit“, sagte sie. „Lasst uns doch lieber gemeinsam frühstücken.“ Nach anfänglichem inneren Gegrummel fand ich die Idee richtig schön.
Ich erinnerte mich an die alte Empfehlung: „Iss morgens wie ein Kaiser, mittags wie ein Edelmann und abends wie ein Bettler.“ Chronobiologen, Menschen, die biologische Rhythmen, also die „innere Uhr“ untersuchen und ihre Beeinflussung durch äußere Zeitgeber wie etwa Licht und Temperatur, Geräusche und Nahrungsaufnahme, die sind der Überzeugung, dass da was dran ist. Feste Essenszeiten fördern einen gesunden Rhythmus. Das Frühstück zum Beispiel, auf Englisch „breakfast“, ist das Fastenbrechen nach der Nacht.
Natürlich sind Art und Menge der Nahrung bei diesem Fastenbrechen von Bedeutung. Die Chronobiologen sagen: Der Blutzucker und das Insulin steigen am Morgen nicht so an, wie wenn man am Abend richtig reinhaut. Kohlehydrate werden in der Früh besser verstoffwechselt. Wer die kaiserliche Mahlzeit am Morgen weglässt, so mahnt beispielsweise Olga Ramich vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE), der erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, für Adipositas und Typ-2-Diabetes. Und kriegt womöglich Nährstofflücken.
Das kann niemand wollen. Unsere Freundin hat das zum Glück nicht alles aufgeführt, da hätte es mir den Appetit verschlagen. Aber ich habe es nachgelesen. Und war hochmotiviert, ein tolles Frühstück zu servieren. Eiweißreiche Speisen sollen besonders gut sein, weil sie flugs im Körper in Wärme verwandelt werden. Also her mit Käse aller Art, mit Eiern und Fisch. Weiter hatte ich keine Lust, mich zu informieren. Ich habe einen Cole Slaw aus rohen Karotten, Sellerie und Äpfeln gemacht und einen Linsensalat mit gedünsteten Zwiebeln, Oliven und getrockneten Tomaten.
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Für die Nicht-Vegetarier am Tisch gab es selbstgemachten Fleischsalat aus Schinken, Essiggurken, Kapern und nochmal Äpfeln. Dazu eine feine Platte mit Bresaola und Parmaschinken. Auf meine eigene Remoulade und eine schnell gerührte scharfe Koriander-Curry-Mayonnaise wollte ich ebenfalls nicht verzichten. Fett schließt Vitamine auf, habe ich mir sagen lassen. Wir haben fröhlich getafelt. Nur abends war ich ein wenig verdrießlich, weil ich nicht so viel Hunger hatte wie sonst. Mir scheint, das ist der Trick im Hintergrund: Früh kräftig und spät wenig essen, um schlank und fit zu bleiben.
Und um sehr gut zu schlafen! Wer abends leichte Kost zu sich nimmt, macht das Hormon Melatonin in sich mobil, das entlastet und tief ruhen lässt. Was soll ich sagen? Auch wenn unsere Freundin, wissenschaftlich befördert, ein umfangreiches Frühstück mit uns genossen hat - ich bleibe eine Eule. Eine Eule, die abends ordentlich zulangt, bis in die Puppen aufbleibt, morgens als Lerche erwacht, aber nichts zum Essen mag. Nur Grünen Tee mit Honig und Zitrone zum Trinken. Tja, und nachts schlafe ich wie ein Bär. Was sagt uns das? Wenn ich das wüsste ….
Vielen dank für den schönen Text
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Immer wieder anregend, Ihre Kolumne - schöne Grüße aus dem Norden
Claudia Kraak