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Ich dachte, ich könnte es morgen noch einmal servieren. Falsch. Der klägliche Rest reicht gerade für einen kleinen Haps zwischendurch, vielleicht aufs Brot. Aber gut, ich kann es ja neu machen. Die Rede ist vom Thousand Islands Dressing. Ich serviere es sehr gerne zu einem Chinakohl- oder Chicoreesalat. Auch zu einem geraffelten Spitzkohl passt es ausgezeichnet. Der Nachteil ist nur - man kann gar nicht so schnell schauen, wie es weg ist. Aber von Anfang an.
Dieses Dressing kommt nicht aus Indonesien, auch wenn es nördlich von Jarkarta Thousand Islands gibt. Es stammt aus den USA. Dort, an der Grenze zu Kanada, am Ontariosee und dem St. Lorenzstrom, liegen die Tausend Inseln. 1864 an der Zahl. Ein Teil von ihnen bilden den Thousand Islands Nationalpark, den kleinsten Kanadas. Andere Inselchen gehören zu den Vereinigten Staaten. Leider haben nicht die indigenen Völker, die das Gebiet vor den Europäern besiedelten, das Dressing erfunden.
Und dann noch ein Hotelmanager aus Rügen
Es soll eine amerikanische Hausfrau gewesen sein, die später, wohl um 1900 herum, Touristen der Inselwelt damit erfreut hat. Auf Umwegen ist ihr Rezept dann offenbar ins New Yorker Waldorf Astoria gekommen. Dort regierte ein Mann von der Insel Rügen als Hotelmanager - einer, der auf den Thousand Islands ein grandioses Wohnhaus gebaut hat. Das Dressing ist also ziemlich international und mit diversen Inseln weltweit irgendwie verbandelt. Vielleicht mag ich es deshalb so gern.
Obendrein ist es einfach zu machen. Es braucht nur, wie jedes Gericht, ein klein wenig Liebe und Aufmerksamkeit beim Herstellen. Ich nehme Mayonnaise, 80% Fett, unbedingt Bio. Dann hacke ich rohe Paprika klein. Nach dem Ursprungsrezept sollen es rote und grüne sein - ich nehme, was ich gerade habe. Gerne auch gelbe. Gewürzt wird mit Chilisauce, etwas scharfem Tomatenmark oder mildem, wenn einem das lieber ist. Ich füge Essiggurken und Zwiebelchen dazu, sehr sehr fein gehackt.
Nun kommen noch Schwarzer Pfeffer und Paprikapulver in die Mayo. Eigentlich gehören auch gehackte Eier hinein. Die serviere ich aber à part, also in einem extra Schüsselchen. Denn wenn überraschenderweise doch etwas vom Dressing übrig bleibt, schmeckt es mit den Eiern am nächsten Tag nicht so gut. Es wird matschig und säuerlich. Natürlich gibt es Variationen des ursprünglichen Rezeptes. Manch eine mixt Milch oder Joghurt drunter, Senf, süße Pickles, Gurkenwasser, Essig, Worcestersauce ….
Ich finde das alles überflüssig. Mehr ist nicht immer besser. Einzig Petersilie oder schwarze Oliven sind eine nette Abwandlung. Aber nur wenig und ebenfalls fein geschnitten. Das Dressing wirkt sonst sehr gewöhnlich - dabei ist es außerordentlich delikat. Die schlechteste aller Varianten: Kaufen. Tun Sie es nicht. Das ist kein Vergleich, egal, was Sie dafür bezahlen. Verdickungsmittel, Aromen, Zucker bis zum Abwinken …. Selbermachen ist besser und gesünder.
Und wenn es sein muss, nehmen Sie halt kalorienärmere Salatmayonnaise. Aber Sie haben es nicht nötig. Sie doch nicht!
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