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In München findet dreimal im Jahr die Auer Dult statt, ein Jahrmarkt mit dezentem Volksfestcharakter. Au – so heißt der Stadtteil, in dem auch das Geburtshaus von Karl Valentin steht. Jeweils neun Tage lang kann man über den dortigen Mariahilf-Platz schlendern, vegane Gerichte oder Fischsemmel essen, Pommes Frites, Crêpes, Baumstriezel, gebrannte Mandeln und Schokobanane. Wenn man umsichtigerweise nicht alles probiert hat und in keinem der drei kleinen Biergärten versackt ist, kann man noch getrost Kettenkarussell und Autoscooter fahren.
Auf der Dult gibt es Kleidung, Naturheilmittel, Dinkelkissen, Produkte aus Schafmilch, Filzpantoffel, Gürtel und Pestos zu kaufen, die verheißungsvolle Namen tragen wie „Kraut gegen die Dummheit“, „Holy Smoke“ und „Schwarze Griechin“. Sie schmecken köstlich! Unser Küchenschrank beherbergt von derselben Firma auch „Luciano Fabioso“, ein herrliches Trüffelpesto. Aber vor allem sind es Antiquitäten und Haushaltswaren, die Besucher und Besucherinnen anlocken.
Die Auer Dult gilt als der größte Geschirrmarkt Europas. Manche, so wie ich, warten regelmäßig hoffnungsfroh auf den Beginn der Dult im Mai, Juli und Oktober, um sich dort eindecken zu können mit Handwerkszeug, das man unbedingt zum Kochen, Backen und Putzen braucht und sonst so nirgendwo findet. Ein Teller in Indischblau, die Weißwurstterrine, die sich der amerikanische Freund wünscht oder eine weiße Auflaufform, die man selber haben möchte, eine neue Pfanne mit haltbarer Beschichtung - alles da.
Ich bin diesmal bescheiden. Meine alte Spülbürste hat sich verabschiedet. Vor vielen Jahren habe ich sie auf einem Adventsmarkt im Schwäbischen gekauft. Ein griffsympathischer Stil in warmem Holz, sanftweiche, natürliche Borsten - schön, damit zu arbeiten. Aber irgendwann ist es halt vorbei. Ich brauche eine neue Bürste. Genau so wie die alte! Die Händlerin sagt sehr freundlich: „Was Sie möchten, gibt es bei uns nur in Kunststoff. Vielleicht woanders?"
Das gefällt mir an der Dult: Die Tandler, wie man in Bayern sagt, schicken einen hilfsbereit weiter. Vielleicht hat ja der nächste Verkäufer das, was frau oder man braucht. Darum geht es auf der Dult - nicht unbedingt selber das Geschäft machen, sondern sich mitfreuen, wenn der Kunde, die Kundin am Nachbarstand glücklich fündig wird. Ich habe eifrig weitergesucht und entdeckt, wonach ich fahndete. Eine fabelhafte, nachhaltige Holzbürste mit starkem und zugleich wuscheligem Rosshaar.
Sie schont Gläser und Vasen mit Dekor, kratzt auch nicht auf besonders schönem Porzellan herum. Nicht alles darf oder soll ja in die Spülmaschine. Mit feinen Bürsten macht die Reinigung von Hand sogar Freude. Gleich zwei habe ich mir geschnappt, eine große und eine kleine, erheblich preiswerter als im Internet. Da kosten sie fast doppelt so viel. Übrigens: Die Dult geht noch bis zum 6. August um 20 Uhr! Lust auf eine Stippvisite in München? Vielleicht sehen wir uns? Ich brauche noch das eine oder andere …
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