Hilfstransporte stocken nach Erdbeben in Syrien
14 Lastwagen voller Zelte
1296 Zelte schickte Ärzte ohne Grenzen nach Syrien. Aber die reichen noch lange nicht. Die Menschen im Erdbebengebiet brauchen weiter Hilfe.
180 000 Menschen verloren in Syrien durch das Erdbeben ihr Zuhause – auch diese Eltern von vier Kindern
180 000 Menschen verloren in Syrien durch das Erdbeben ihr Zuhause – auch diese Eltern von vier Kindern
Igor Barbero
Portrait Anne Buhrfeind, chrismon stellvertretende ChefredakteurinLena Uphoff
19.04.2023

Es war nicht annähernd genug, was an ­diesem sonnigen Februarnachmittag im ­Nordwesten Syriens eintraf, 13 Tage nach dem ­Erdbeben. Aber immerhin. Ein Konvoi von 14 ­Lastwagen passierte die türkisch-syrische Grenze, Absender: Médecins Sans Frontières (MSF), Ärzte ohne Grenzen. Der erste von ihnen, der im Erdbebengebiet ankam.

An Bord: 1296 Zelte. Provisorische, aber winterfeste Unterkünfte jeweils für eine größere Familie, insgesamt für Tausende von Menschen. Aber benötigt wird noch unermesslich viel mehr, sagen die Helferinnen und Helfer vor Ort.

"Nach dem Erdbeben haben wir unsere Notfallvorräte in nur drei Tagen aufgebraucht", erzählt Hakim Khaldi, Landeskoordinator von Ärzte ohne Grenzen in Syrien. "Wir haben den Krankenhäusern der Region fast zwölf Tonnen chirurgisches und Verbandsmaterial sowie Medikamente zur Verfügung gestellt. Unsere Teams haben die Gesundheitseinrichtungen unterstützt, bis sie nicht mehr konnten. Von außen kam praktisch keine Hilfe."

Es dauerte lange, bis sich die ersten Lastwagen der Vereinten Nationen und der Hilfsorganisationen ankündigten, und auch dann ging es nur langsam voran. Das lag sicher vor allem an dem, was man in Helferkreisen vorsichtig den "grenzüberschreitenden Mechanismus" nennt – die türkisch-syrischen Konflikte bremsen die Helfer an der Grenze aus.

Anfangs hatte die Türkei sogar mehrere Grenzübergänge geschlossen. Dabei waren die Menschen in der Region auch vor dem Erdbeben darauf angewiesen, dass Hilfstransporte ihr Ziel erreichen. Nach zwölf Jahren Krieg sind rund zwei Millionen Menschen ohne Obdach, seit dem Erdbeben sind es jetzt noch weitere 180 000. Und auch Wochen nach dem Beben kamen nicht annähernd so viele Lastwagen durch wie vorher.

Die internationale Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen ist seit über zehn Jahren in der Kriegsregion präsent, 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter versorgen verletzte und traumatisierte Menschen, unterstützen 38 Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen mit medizinischem Personal, mit Operationskits, Medikamenten und Decken, helfen Menschen ohne Obdach mit Hygienepaketen, ­Zelten, elektrischen Öfen und Lebensmitteln.

Inzwischen sind zudem fünf mobile Kliniken von Ärzte ohne ­Grenzen in Betrieb. "Die Naturkatastrophe trifft Menschen, die aufgrund des anhaltenden Konflikts sowieso schon auf humanitäre Hilfe angewiesen sind, und verschlimmert ­ihre Situation", sagt Christian Katzer, Geschäftsführer von Ärzte ohne Grenzen in Deutschland. "Wir brauchen eine großangelegte internationale Hilfsaktion für die ­Region und klare Unterstützung von humanitären Organisa­tionen, die bereits in der Region arbeiten" – und noch viel mehr Spendengeld.

Spendeninfo

Die internationale Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" will flexibel ­reagieren und dort helfen, wo die Not am größten ist. Deshalb bittet die Organisation um zweckungebundene Spenden.

Spendenkonto Ärzte ohne Grenzen bei der Bank
für Sozialwirtschaft:
DE723702 0500 0009 7097 00,
Stichwort: chrismon

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