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Gäste bedeutet Reste. Das dachte ich vorab besorgt bei dem Essen, zu dem mein Mann und ich kürzlich eingeladen hatten. Ich wollte kochen, fünf Gänge. Vorsichtshalber habe ich vorher niemandem etwas verraten. Es sollte zuerst einen Aperitif mit Häppchen geben, dann Salat mit einheimischen Räucherfischen und zwei verschiedenen selbst gemachten Dressings, Dill-Senf-Sauce und Remoulade. Anschließend Maultaschen, mit Reh gefüllt, in einer leichten Pilz-Essenz, als Hauptgericht mediterrane Rouladen mit Spätzle und schließlich Pfirsich-Tiramisu zum Dessert.
Wenn ich das ausgeplaudert hätte, wäre die übliche Liturgie abgefeiert worden. Sie kennen das ja schon: Mein Mann hätte elegant mit den Augen gerollt und den sattsam bekannten, fürsorglichen Satz gesagt, „musst Du immer so viel machen, bei dem, was du zu tun hast“, wahlweise „es würden doch auch mal eine Käseplatte oder ein paar Nudeln reichen“. Die Gäste pflegen in solchen Fällen beim Aussprechen der Einladung zu betonen, man solle sich „ja nicht zu viel Mühe geben“. Eine Kleinigkeit würde auch reichen. Alles Mumpitz.
Also - natürlich freue ich mich sehr über Käseplatten oder andere leckere Petitessen. Keine Frage. Nicht, dass mich jetzt keiner mehr einlädt … Aber wenn ich selber für Besuch koche, muss anschließend ordentlich was auf dem Tisch stehen. In der Küche herumzutoben ist eben mein Hobby und wenn es den Gästen schmeckt, bin ich selig. Nur, um wieder auf den Anfang zurückzukommen, es wird manchmal nicht alles aufgegessen. Das hat damit zu tun, dass jeder und jede gegebenenfalls einen oder mehrere Nachschläge bekommen soll, wenn er oder sie mag. Und vielleicht etwas mitnehmen …
Diesmal ist von keinem der Gerichte etwas übrig geblieben. Ratzeputz aufgegessen war zum Beispiel der kleine Snack zum Aperitif. Ich empfehle ihn an dieser Stelle zum Nachmachen - auch für den Alltag zuhause. Auf geröstetes Körner-Toastbrot habe ich eine selbst gemachte Mozzarella-Creme gestrichen. Die geht so: Für vier Personen eine Kugel Mozzarella mit zwei Handvoll grünem Salat pürieren. Darauf achten, dass es keiner mit Bitternote ist - Strünke, wenn vorhanden, unbedingt wegschneiden. Oliven- oder ein anderes, eventuell zurückhaltenderes Öl hinzufügen.
In diese Mischung gebe ich eingelegte Knoblauchzehen - rohe sind etwas zu „rass“. Salz, Pfeffer und Chiliflocken auch mitrühren. Bitte bedenken: Wenn ausnahmsweise etwas übrigbleibt, wird die Creme durch das Chili mit der Zeit schärfer. Also vorsichtig dosieren, wenn es Empfindlichkeiten gibt. Appetitlich ist die Creme nur, wenn sie wirklich eine homogene Masse ist. Das heißt, Sorgfalt walten lassen beim Pürieren. Ich habe die Brotecken nach dem Bestreichen noch mit frischen Korianderblättchen garniert. Petersilie geht genauso oder - farblich fast schöner - ein Stück getrocknete Tomate.
Nichts mehr da vom Festmenü. Das Gefrierfach wird nicht mit Resten vollgestopft. Ha - und ich serviere nicht zweimal hintereinander das Gleiche. Lauthals kann ich triumphieren und tue das offen gestanden auch. „Schaahaatz! Schau - alles aufgegessen!“ Als ob er das nicht längst mitgekriegt hätte … Mal sehen, ob es demnächst, vor der nächsten Einladung, eine neue Liturgie gibt: „Mach‘ bloß nicht zu wenig!“
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