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Mein Mann hat braune Augen. Mit ein paar grünen Einsprengseln. Wenn ich mich aufmache, um ihm vorzuschlagen, an Weihnachten mal etwas anders zu essen als sonst, genügt ein Blick in diese Rehaugen, um zu wissen: Das geht gar nicht. Denn bei der geringsten Ahnung, ich könnte etwas ändern wollen, legt sich ein dunkler Schatten über diese Augen und der Liebste sieht so wehmütig aus, dass ich das revolutionäre Unterfangen blitzartig beende.
Es geht allerdings nur um den Heiligen Abend. Alles andere steht durchaus zur Debatte. Am Heiligen Abend jedoch muss es Würstchen mit Kartoffelsalat geben. Das habe ich schon einmal erzählt. Immerhin: Der Kartoffelsalat darf norddeutsch sein mit Mayonnaise oder bayrisch - mit Brühe und frischen Gurken. Da kann ich mich nach Lust und Laune spielen. Auch beim Gemüsesalat, den ich nur für mich mache, denn mein Mann …. Ich sagte es schon.
In diesem Jahr käme ich nicht auf die Idee, Neues probieren zu wollen. Ich bin froh um das, was so ist wie immer, weil Vieles anders und alles andere als schön ist. „Alle Jahre wieder kommt das Christuskind, auf die Erde nieder, wo wir Menschen sind.“ Ich bitte herzlich darum. Nichts tröstet und beruhigt so sehr wie das Gewohnte, Vertraute. Also gibt es das einfache Essen wie gehabt. Andere werden ihren Karpfen futtern, das Fondue oder Ente und Gans.
Trotzdem werde und will ich an Weihnachten nicht nur traditionsbewusst, sondern auch innovativ sein. Das Christkind kommt ja nicht, damit alles bleibt, was ist. Es soll sich was bewegen - hin in Richtung positiver Veränderung, innerer Erneuerung. Weihnachtliche Reformation: Es wird bei uns zum ersten Mal einen vegetarischen Braten geben. Den kann man inzwischen schon fertig kaufen oder selber machen. Letzteres ist immer einen Versuch wert.
Für den Umami-Geschmack unverzichtbar: Champignons
Für uns zwei nehme ich 400 gr Champignons und 40 gr getrocknete, in Gemüsebrühe eingeweichte und ausgedrückte Steinpilze. Beides kann man anschließend kurz braten. Ich püriere eine halbe Dose schwarze Bohnen (oder Linsen) mit zwei rohen Eiern und Senf. Dann hacke ich eine Knoblauchzehe, eine Zwiebel und eine Karotte klein und schwitze sie in Öl glasig. Dazu kommt etwas Tomatenmark. Alles miteinander vermengen.
Ganz wichtig: Die gesamte Masse sehr kräftig abschmecken mit Salz, Pfeffer, geräuchertem (scharfem) Paprikapulver, Petersilie, Thymian und anderen Kräutern. Wer es gerne peppig hat, nimmt auch Chili. Für mich ist Soja- oder Teryaki-Sauce mit geröstetem Sesamöl ein absolutes Muss. Das ergibt „Umami“, die herzhafte und würzige Note des Essens. Eine Kastenform mit Backpapier auskleiden und den Bratenteig hineinfüllen. 45 Minuten bei 180 Grad backen.
Mal sehen, was die braunen Augen sagen ….
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