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"Ich bin auf einem Friedhof aufgewachsen", sagte Michel Friedman, Jurist, Publizist und Philosoph, vor eineinhalb Jahren im chrismon-Interview. Seine Eltern haben mit Hilfe von Oskar Schindler den Holocaust überlebt, doch die allermeisten Verwandten wurden ermordet. In "Fremd" erhellt Friedman nun, wie es ist, mit zutiefst traumatisierten Eltern zu leben und welch ungeheure Bürde es bedeutet, sich als Sohn für das Glück der trauernden Eltern verantwortlich zu fühlen.
Claudia Keller
Der Horror, den die Eltern durchleiden mussten, führte zu einer fundamentalen Entfremdung von der Welt. Diese Erfahrung hat sich auf ihren Sohn übertragen, und dieser kämpft sein Leben lang gegen diese Entfremdung an. Zugleich stößt er auf eine deutsche Gesellschaft, die ihn seit frühester Kindheit als "fremd", als "Ausländer", als nicht zugehörig abstempelt. Daraus resultiert ein Lebensgefühl, das Friedman so beschreibt, verdichtet auf wenige Worte:
"Gefangenes Leben.
Unsichtbare Zellen.
Verschlossene Türen.
Fensterlose Räume.
Irrgärten.
Täuschungen.
Selbsttäuschungen.
Liebeslabyrinthe.
Zwangswesten."
Ein außergewöhnliches Buch, eine radikale Selbsterkundung, poetisch, verstörend und tieftraurig.
Fremd und Radikal
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Dieser prominent-erfolgreiche Mann ist Jurist, Publizist und Philosoph, da von einer "fundamentalen Entfremdung von der Welt" zu sprechen, ist Heuchelei - Das Fundament dieser konfusionierten Welt- und "Werteordnung", ist das wettbewerbsbedingt-egoisierende "Individualbewusstsein", wer da wirklich-wahrhaftig fremd ist, hat verstanden was Geist, Gott und Verantwortungsbewusstsein für ein gottgefälliges Ebenbild im Gemeinschaftseigentum "wie im Himmel all so auf Erden" bedeutet, bzw. wie dieses ohne wettbewerbsbedingte Symptomatik zweifelsfrei-eindeutig gestaltet werden muss, radikal geistig-heilendes Selbst- und Massenbewusstsein!!!
Diametral dagegen.
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Diametral dagegen. Selbstverständlich hat H. Friedmann recht. In jedem unbekannten Milieu ist jeder fremd. Und umgekehrt auch. Jeder Unbekannte ist im eigenen Milieu fremd. Ein Albino in Afrika und eine Langnase in China teilen das gleiche Schicksal. Spricht man nicht exakt die gleiche Sprache, ist man fremd. Aber um diese reinen Äußerlichkeiten geht es nicht. Das Thema ist die vorurteilslose Anerkennung fremder Menschen, Kulturen und Leistungen. Prüfen und evtl. bestätigen, dass man selbst nicht die Spitze der Schöpfung sein könnte, ist eine Beleidigung der eigenen geglaubten Größe. Hintergrund ist die Arroganz und die Angst vor dem was man nicht kennt, die Angst davor, unterlegen zu sein. Und für die angeblich "Fremden" bleibt dieses Fremdgefühl, wird vererbt, führt zur Achtsamkeit, aber auch zur besonderen Leistung, um zum Überleben in fremder bis feindlicher Umgebung besser als die anderen und Besitzstandswahrer zu sein. Das ist die Wirkung der Diaspora, der steten Bedrängnis und Anfeindung. Nachzulesen im Erfolg vieler Einwandererkolonien. Aber auch im Überlebenserfolg der Juden im jetzt eigenen Land.