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Ich frühstücke normalerweise nicht. Grüner Tee mit Zitrone, ordentlich heimischen Honig hinein - das reicht. So eine leichte morgendliche Stärkung lässt den Magen unbelastet und den Geist frei. Im Urlaub sieht das ganz anders aus, vor allem, wenn wir verreisen. Da mampfe ich munter vor mich hin, auch mal mit Zeitung oder Buch zwei Stunden lang. Lieber herzhaft als süß, bevorzugt kalt statt warm. Das Essen, nicht die Lektüre.
In unserem letzten Urlaub fand ich etwas, das mich sehr verlockte - passend zum Übergang vom Sommer zum Herbst. Getoastetes Körnerbrot stand auf der Frühstückskarte, darauf sautiertes Gemüse. Das ist eines, das fein geschnitten und bereits gegart nur noch sehr kurz in der heißen Pfanne herumgeschwenkt wird und danach gleich wieder herauskommt. Es springt einem entgegen - von französisch „sauter“.
Vegetarian Toast
In diesem Fall waren es Zucchini jeder Couleur, also gelb und grün. Dazwischen versprach die Karte cremigen Tofu mit Spinat. Beides mag ich nicht sonderlich. Tofu schmeckt nach nix. Spinat wurde mir als Kind wegen seines Eisengehaltes aufgenötigt. Sattsam bekannte mütterliche fake news. Linsen und weiße Bohnen haben fast doppelt so viel Eisen, Erbsen anderthalb mal so viel. Alles drei mag ich zehnmal lieber als Spinat.
Aber: Minus mal minus gibt plus. Oder: Frau kann auch dazu lernen. Ich bestelle mir neugierig dieses Spezialgericht. Es wird aufgetragen, begleitet von gebratenen Champignons und einer Tomate, die mit Bröselkruste überbacken ist. Beides ziemlich überflüssig, aber nett gemeint. Ich probiere einen Happen vom Toast - und bin hellauf begeistert. Das schmeckt supergut. Toll gewürzt, samtig, eine perfekte Unterlage für das köstliche Gemüse.
Das Ganze nehme ich ein wenig unfein auseinander, um es nachmachen zu können. Brot ist klar, Gemüse auch. Da kann man alles nehmen, was man im Haus hat und was nicht so lange zum Garen braucht. Die Crème werde ich aus püriertem Seidentofu machen, den ich nur mit Öl, Zitronensaft, Pfeffer und Salz würze, dazu Kräuter, die ich in meinem Hochbeet entdecke. Vielleicht etwas Rucola dazu? Dann natürlich den gedünsteten Spinat.
Ich beende meine akribische, aber nicht ästhetische Analyse und esse vergnügt zu Ende. Am nächsten Morgen …. Ich bin wahrlich kein junges Gemüse mehr, aber ich springe - sauter! - mit gesegnetem Appetit und bester Laune zum Frühstück. Und bestelle, weil ich durchaus konservative Seiten habe, schon wieder „Vegetarian Toast“ mit extra grüner Tofucreme. Ist doch egal, ob Spinat mehr oder weniger Eisen hat. Erbsen esse ich dann abends.
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