Wie Nothilfen des Roten Kreuzes in Äthiopien genutzt werden
Bares hilft besser
In Äthiopien zahlt das Rote Kreuz Geld direkt an Vertriebene. Die nutzen es weise.
Vertriebene in Bambasi im Westen Äthiopiens
Heimatlos im eigenen Land: Vertriebene in Bambasi im Westen Äthiopiens
Marieke Krull / DRK
Sebastian DrescherPrivat
27.07.2022

Endale Zenebe hat schon einige Krisen erlebt. Der 31-Jährige koordiniert Hilfsprojekte beim Roten Kreuz in Äthiopien, einem Land, in dem Menschen immer wieder von Dürren und der Gewalt zwischen verschiedenen Volksgruppen vertrieben werden. Und wo sich deshalb immer wieder die Frage stellt: Wie hilft man denen, die ganz neu anfangen müssen?

Zum Beispiel in Bambasi, einer Kleinstadt im Westen des Landes. Rund 300 Familien suchten dort vergangenes Jahr Schutz, nachdem in ihrer Heimatregion Kämpfe ­ausgebrochen waren. Viele von ihnen flohen über Nacht, nur mit den Kleidern am Leib. Die Regierung stellte einfache Zelte auf. Das äthiopische Rote Kreuz betreute Vertriebene psychologisch, die Angehörige verloren hatten. Und zahlte jeder Familie zweimal umgerechnet 150 Euro aus – als bedingungslose Starthilfe.

Früher seien nur Hilfsgüter geschickt worden, sagt ­Zenebe: Lebensmittel, Decken, Teller, Töpfe. Manches ­hätten die Leute direkt auf dem nächsten Markt verkauft, weil sie andere Dinge dringender benötigen. Auch ­Getreide. "Hilfsorganisationen schicken manchmal Mais, obwohl die Empfänger teils nicht wissen, wie sie ihn zubereiten sollen. Also tauschen sie dafür Reis oder Hirse ein." Deshalb lieber direkt Geld geben. Und die Leute entscheiden lassen, wofür sie es ausgeben. "Sie wissen selbst am besten, was sie gerade brauchen", sagt Zenebe.

Weltweit setzen Hilfsorganisationen auf Bargeldhilfen

Was das alles sein kann, hat Zenebe im Flüchtlingslager in Bambasi beobachtet. Da war die verwitwete Mutter, die mit dem Geld sofort frisches Gemüse und für ihre fünf Kinder passende Kleider kaufte, weil die nur viel zu große Secondhandklamotten trugen. Oder die ­junge Frau, die ­ihrem kranken Vater endlich die­ ­Busfahrt ins entfernte ­Krankenhaus bezahlen konnte. Sich mit dem Rest des Geldes eine Unterkunft außerhalb des ­Lagers nahm, ­Geschirr und Kocher besorgte und nun als ­Straßenhändlerin Kaffee verkauft.

Weltweit setzen Hilfsorganisationen vermehrt auf Bargeld­hilfen. In Somalia oder Kenia landet das Geld dank mobilen ­Bezahlsystems direkt auf dem Handykonto. In Äthiopien arbeitet das Rote Kreuz mit einer staatlichen Bank zusammen, bei der Bedürftige ein Konto eröffnen können. Geld komme schneller bei den Notleidenden an, erklärt ­Zenebe. Hilfsgüter müssten erst bestellt und von weit entfernt geliefert werden. Auf den lokalen Märkten aber seien viele Dinge des täglichen Bedarfs direkt verfügbar. Kaufen die Vertriebenen dort mehr ein, stärkt das die örtliche Wirtschaft, kann aber auch die Preise nach oben treiben. Damit das nicht zu Nachteilen für die Einheimischen führt, hat das Rote Kreuz in Bambasi fünfzig besonders arme Haushalte ebenfalls mit einer Bargeldhilfe unterstützt.

Spendeninfo

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) unterstützt seine äthiopische Schwestergesellschaft bei der Versorgung von Vertriebenen.

Spendenkonto:

Bank für Sozialwirtschaft
IBAN: DE63370205000005023307
BIC: BFSWDE33XXX
Stichwort: Nothilfe Afrika / chrismon

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