Susanne Breit-Keßler Grüne Tomaten
Susanne Breit-Keßler
Grüne Tomaten
Nicht alles ist giftig, was unreif wirkt


24.08.2021

„Grüne Tomaten“ ist ein wunderbarer, 30 Jahre alter Film über Frauen, die ihr Leben bereits energisch in die Hand genommen haben oder noch dabei sind, das zu lernen. In nostalgischen Rückschauen und in Szenen aus der Gegenwart sieht man, wie sie sich in den Südstaaten gegen gewalttätige Ehemänner durchsetzen, mit Rassisten kämpfen und für ein Leben, das selbstbestimmt ist und Black Americans so wie Weißen offen steht.

Das Whistle Stop Café in Alabama spielt eine zentrale Rolle - in dem zwei der Frauen gebratene grüne Tomaten servieren. Fried Green Tomatoes (at the Whistle Stop Cafe) ist der Originaltitel des bewegenden amerikanischen Films, der das Herz anrührt, ohne kitschig zu werden. Ein von der Köchin mit der gusseisernen Bratpfanne umgebrachter Gatte weckt auch nicht gerade sentimentale Gefühle. A propos. Grüne Tomaten? Sind die nicht giftig?

Grünes Zebra im Salat

Wenn sie eigentlich rot werden sollten, dann ist es besser, auf ihren Genuss zu verzichten. Sie enthalten Solanin, ein Abwehrstoff, der wie die grüne Tarnfarbe dafür sorgt, dass die Tomate reif werden und für Fortpflanzung sorgen kann. Solanin kommt auch in Kartoffeln und Auberginen vor. Wenn man zu viel davon abbekommt, wird einem übel, man ist benommen, kriegt Bauchweh, Durchfall, Atemnot und Krämpfe. Braucht niemand.

Mein Gemüsehändler auf dem Markt führt richtige Grüne Tomaten. Sie wachsen auf seinem Feld in Niederbayern. Die Sorte heißt „Green Zebra“. Sie sind reif, wenn sie leicht gelbliche Streifen bekommen. Andere, ganz und gar grüne Tomaten sind essbar, wenn sie bei Druck sanft nachgeben. Man kann Grüne Tomaten braten, wie die Damen im Film - oder mit Apfel, Knobloch, Rosinen und Zwiebeln zu einem Chutney verarbeiten.

Eingelegt mit Ingwer, Schalotten, grünem Pfeffer und Nelken schmecken sie natürlich auch gut. Ich mache Salat. Grüne Tomaten, rote Zwiebeln, leicht angedünstet, Ziegenfrischkäse oder Mozzarella, dazu Olivenöl und weißer Aceto Balsamico. Schließlich muss ich mich gerade nicht mit anderen Menschen herumschlagen. Und weil mein Mann ausgesprochen lieb ist, brauche ich keine Bratpfanne. 

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Kolumne

Susanne Breit-Keßler

Essen und Trinken hält Leib und ­Seele zusammen. Und darüber Neues zu lesen, macht den Geist fit. Viele Folgen lang hat Susanne Breit-Keßler Ihnen Woche für Woche ihre Gedanken dazu aufgeschrieben und guten Appetit gewünscht. Im Sommer 2024 endete die Kolumne. Die Texte sind weiter im Archiv abrufbar.