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Bitte versprechen Sie mir, dass Sie niemals „Krankenschwester und Witze“ googeln. Da kommt nichts Gutes bei raus. Ich habe es getan, und diese Kostprobe muss reichen:
"Ich habe Sie so gerne, ich möchte nie mehr gesund werden", sagt der Patient zur hübschen Krankenschwester. "Kein Problem, mein Mann hat gestern gesehen, wie Sie mich geküsst haben." "Na und", wundert sich der Patient. "Na ja, mein Mann ist der Arzt, der Sie morgen operieren wird."
Da haben wir wieder alle Klischees vereint. Ach nee, fehlen noch die zwei, dass Krankenschwestern das Essen servieren und es mit ekligen Sachen zu tun haben. Also einer noch:
Unterhalten sich zwei Krankenschwestern. "Heute haben wir einen bekommen, der hat alles. Syphilis, Herpes, Cholera, Hepatitis, Ruhr…" "Und was macht ihr mit dem?"
"In der Früh bekommt er einen Toast, zu Mittag eine Pizza und am Abend ein Omelett!" "Und, das hilft?" "Nein, aber das geht unter der Tür durch!"
Insider!
So flach (!) geht es endlos weiter. (Okay, ich habe diesen Witz nur wegen der Steilvorlage ausgesucht). Da fand ich vielversprechend, was Monja Schünemann mir in einem Interview für die Zeitschrift Dr. med. Mabuse sagte. Die Medizinhistorikerin und ehemalige Krankenschwester findet unser Pflegesystem ziemlich krank und will so ungefähr alles umwerfen, was geht. Ich fragte sie: „Was soll in der Pflege unbedingt so bleiben, wie es ist?“ Sie antwortete: „Unser ganz spezieller Humor – den möchte ich nicht missen. Darin zeigt sich unsere Besonderheit, unser Coping, aber auch unsere Verbundenheit.“
Ja! Ich wusste sofort, was sie meint. Freute mich auf die Insiderwitze, die echten und die guten!. Tja, und dann erzählte sie, dass sie mal Patienten mit Sexunfällen in Serie hatte. Jeden Tag eine neue skurrile Geschichte, in ihrem Team wurde das zum Running Gag. Hm, thematisch doch sehr nah an den Google-Suchergebnissen. Dennoch: Ich kann mir das ziemlich gut vorstellen. „Unser ganz spezieller Humor“ - vielleicht ist das einfach die Stimmung am Ende eines langes Frühdienstes. Auf Müdigkeit und Erschöpfung trifft ein Überangebot an menschlichen Geschichten und skurrilen Situationen. Und dann ist da eben diese Vertrautheit, die entsteht, wenn man gemeinsam schwerkranke, vielleicht sterbende Menschen versorgt.
Was in der Raucherpause erzählt wird
Pflegekräfte lästern auch oft über die, die ihnen anvertraut sind. Machen sich in der Raucherpause darüber lustig, dass Herr A. kein klares Wort herausbringt und Frau Z. immer wieder klingelt, um auf die Toilette zu gehen und dann doch nicht muss. Das gängige Deutungsmuster dafür lautet: Die Spannung muss raus. Man müsse sich mal "auskotzen", danach ginge es wieder gut. Das sehe ich nur halb so. Aber es stimmt natürlich: Lachen verbindet.
Übrigens auch Pflegekräfte und -bedürftige. Im Altenheim war einmal Quizrunde auf der Terrasse. Wer ist die Mutter von Prinz Charles? Wie heißt unsere Bundeskanzlerin? Ich lief den Flur entlang und traf eine blitzgescheite Frau mit vielen Falten und einem trockenem Humor, die ich ein bisschen kannte. „Das Quiz fängt gleich an, gehen Sie doch hin!“ meinte ich zu ihr. Sie schaute mich kurz an und meinte: „Nö." Pause. "Bin zu doof.“ Wir lachten uns halb kaputt.
Ob man das versteht? Es ist schwer, die Komik einer Situation nach außen zu vermitteln. Es gibt aber eine, die das kann! Die Anästhesieschwester DeMutsch erzählt süffisant und selbstironisch aus Twitter, was sie bei der Arbeit so erlebt. Das kommt gut an, sie hat mittlerweile über 64.000 Follower:
Patient, der am Bein operiert wurde, tastet im Aufwachraum prüfend an seine Flanken.
Ich: Suchen Sie was?
Er: Ich check nur, ob ihr mir ne Niere geklaut habt.
Ich: Und?
Er: Nee, noch da.
Ich: Vielleicht vergessen. Soll ich nochmal nachfragen?
Er: Chance vertan!
In diesem Sinne verabschiede ich mich in den Sommer! Und freue mich, wenn wir uns Anfang September wiederlesen, dann mit dem, was die Parteien zum Thema Pflege versprechen. Ganz unlustig also... Trotzdem: Gute Witze - ob mit oder ohne Krankenschwestern - sind bei mir immer willkommen!