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Das kann einem passieren, wenn man mal wieder mit einem anderen Menschen (mit Abstand zwar, aber) zwanglos herumsitzt und plaudert. Man bekommt eine überraschende Anregung. So habe ich es endlich wieder erlebt. Wenn ich zur Abwechslung gute Laune haben wollte – und zwar eine gute Laune, die mehrere Tage hält –, dann sollte ich mir unbedingt Charlie Chaplins „The Kid“ ansehen. Das sei gar nicht schwer. Auf YouTube sei der Film frei erhältlich. Ich kannte einige Bilder aus diesem epochalen Werk, konnte mich aber nicht daran erinnern, es je gesehen zu haben. Als mich Wikipedia dann noch darüber aufklärte, dass es in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag feiert, war klar, was zu tun war.
Es folgten zu Hause 53 Minuten reinen Glücks. Chaplins erster Langfilm ist so frisch und lebendig wie am ersten Tag: hinreißend, anrührend, aufrüttelnd, witzig, weise, frech, human. Charlie Chaplin als „The Tramp“ und Jackie Coogan als „The Kid“ werde ich nie mehr vergessen. Es steckt eine tiefe Traurigkeit und Bitterkeit in diesem Film: ein Frau, die ungewollt ein Kind bekommt, es ablegt in ihrer Not, Menschen leben in tiefer Armut, soziale Hilfe gibt es nicht, nur eine Polizei, die weniger die Armut als die Armen bekämpft. Aber es gibt auch Zuneigung, Solidarität und Witz. Man schaut, staunt, lacht, weint – auch nach 100 Jahren noch.
P.S.: „Mit Rechten und Corona-Leugnern diskutieren – wie kann das gehen?“. In Gera (30 % AfD, 5 % evangelische Christen) versucht mein Kollege Frank Hiddemann von der dortigen Ökumenische Akademie dies. Mit ihm spreche ich über seine Erfahrungen. Man kann die neuen Folge meines Podcasts über die Website von reflab.ch oder Spotify hören.