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Wahrscheinlich ist es zu spät. Es gibt keine Gänse mehr, auch keine Keulen oder Gänsebrust. Alles ausverkauft, so wie Christbäume und Batterien für diverse Festbeleuchtungen (letztere habe ich abgeräumt). Corona beschert manchen Unternehmenden das Geschäft ihres Lebens. Auf dem Markt neulich fragte ich nach dem Fleisch, das ich selbst nicht esse. Treue Lesende ahnen: Ich tue das ausschließlich für den mir Angetrauten. In seiner Familie gab es an Weihnachten immer Gans. Ganz.
Das geht bei uns beiden nicht, weil ich das Federvieh nicht runterbringe. Mein Mann muss das schon alleine essen. Ich fragte also vor einer Woche auf unserem Stadtmarkt nach Gänsebrust. Die Bäuerin sagte: „Heute gibt es keine mehr. Nächste Woche wieder. Aber die sind alle ausverkauft.“ Ich liebe solche Dialoge. „Sie können auch den Bus nehmen. Aber den haben sie gerade verpasst.“ Solange man nicht ins Kabarett kann, muss man nur zuhören, was die Leute sagen.
Was immer du tust: Bedenke das Ende!
Also kein Festtagsbraten? Ich telefoniere herum und ergattere bei einem Metzger noch zweimal Gänsebrust. Artgerecht gehalten. Die Gans. Eine zum vorher Üben, die andere für den zweiten Feiertag. Mein Gatte dachte heimlich daran, das Geflügel in Teilen bei einem renommierten Koch zu bestellen und abzuholen. Er würde es nie nie nie zugeben, aber ich weiß: Er traut mir wirklich alles zu, aber nicht, dass ich so ein bürgerliches Traditionsgericht zustande kriege. Und das ist ein Fehler.
Wer glaubt, ich schaffe etwas nicht, der sollte sich vorsehen. Das lasse ich nicht auf mir sitzen. Für mein adventliches Probeweihnachtsessen habe ich minutiös das Rezept eines bayerischen Stargastronomen nachgekocht. Danke, Alfons. Die Gans schwamm stundenlang in Gemüsebrühe, bevor sie weich gegart unter den Grill gelegt wurde. That‘s it. Kraut, Knödel und Maronen sind eh ein Spaziergang. Und nun? Ich lehne mich zurück und warte völlig entspannt auf die nächsten Verdachtsmomente.
Jetzt ist erst mal Weihnachten. Kind sein. Gesegnetes Fest!
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