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Säuglinge, Mädchen, Frauen, Großmütter und auch Männer und Jungen werden auf grausame Art vergewaltigt, oft öffentlich und kollektiv. (...) Ich erspare Ihnen die Einzelheiten." Diese Sätze sagte der kongolesische Gynäkologe Denis Mukwege, als ihm 2018 in Oslo der Friedensnobelpreis verliehen wurde für seinen Einsatz gegen sexuelle Gewalt und andere Menschenrechtsverbrechen in seinem Land.
Er appellierte an die Völkergemeinschaft, dem Krieg, dem Sterben und dem Leid in der Demokratischen Republik Kongo ein Ende zu setzen. "Es sind nicht nur die Gewalttäter, die verantwortlich sind, es sind auch die, die sich entscheiden wegzuschauen", sagte er in seiner Nobelpreisrede. Nun muss Mukwege selbst um sein Leben fürchten und wird von UN-Blauhelmsoldaten und von der Polizei bewacht. Ein ruandischer Politiker hatte ihn öffentlich in Verbindung mit Terroristen gebracht.
Andrea Jeska
Denis Mukwege, Sohn eines protestantischen Pastors, ist der Begründer und Leiter der Panzi-Klinik in der ostkongolesischen Stadt Bukavu und einer der wenigen weltweiten Spezialisten für vesikovaginale und rektovaginale Fisteln – Risse in den Trennwänden zwischen Vagina, Blase und Darm. In der Demokratischen Republik Kongo haben Tausende von Frauen eine oder mehrere Fisteln aufgrund der brutalen Vergewaltigungen. Manche der Opfer sind nicht einmal zwei Jahre alt. Die betroffenen Frauen werden aus ihren Familien und Dorfgemeinschaften verstoßen. Mukwege war und ist ihre einzige Hoffnung auf Heilung.
Rund 85 000 Frauen und Mädchen sind nach eigenen Angaben in seinem Krankenhaus in den vergangenen 20 Jahren operiert worden. Viele erhalten hinterher eine Ausbildung zur Näherin, um sich ernähren zu können. "Er hat uns das Leben zurückgegeben", sagen die Patientinnen über Mukwege.
Die Täter zur Rechenschaft ziehen
Den Zorn Ruandas hat sich der Arzt zugezogen, weil er ein Sondertribunal zur Aufklärung der Kriegsverbrechen im Kongo forderte, auch solcher, die in einem Bericht der Vereinten Nationen der ruandischen Armee vorgeworfen werden.
Zur Panzi-Klinik gehört die gleichnamige Stiftung, die mit Rechtsexperten und humanitären Organisationen zusammenarbeitet, um Massaker und sexuelle Gräuel zu dokumentieren und Beweise zu sammeln sowie den Opfern Klage gegen die Täter zu ermöglichen. Im vergangenen Jahr wurde aufgrund der Arbeit der Stiftung ein Milizenführer wegen Folter und Vergewaltigung zu dreißig Jahren Haft verurteilt, die meisten Täter aber kommen ungestraft davon. Doch ohne Gerechtigkeit, auch das hat Mukwege bei der Verleihung des Nobelpreises 2018 gesagt, könne es keinen Frieden geben.
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