Susanne Breit-Keßler Österreich
Susanne Breit-Keßler Österreich
Susanne Breit-Keßler
Tu felix Austria
01.09.2020

Eigentlich esse ich Meerrettich nicht so gerne. Aber ich mag Österreich. Ich bin im Oberbayerischen aufgewachsen, in Oberaudorf am Inn, direkt neben den Ösis. Das ist die liebevolle, keinesfalls abwertende Kurzform für unsere Nachbarn, die köstlichen Käse machen, herrlichen Wein und überhaupt so schöne Namen fürs Essen haben. Paradeiser sind Tomaten, Fisolen Bohnen, Karfiol ist Blumenkohl. Faschierte Laiberl - gedanklich bitte nicht auf Abwege kommen! - heißen bei uns in Bayern Fleischpflanzerl. Marillen, die unglaublich aromatischen Aprikosen, kommen aus dem Burgenland, der Steiermark oder der Wachau. Ribisel, Johannisbeeren, erinnern an das lateinische „ribes rubrum“.  Pogatscherl isst man an Festtagen - ein Gebäck aus Germteig mit Grammeln. Also Hefeteig und Grieben.

Aber wenn er Kren heißt?

Ich liebe diese Worte und den Klang der Sprache. Das ist für mich zuhause. Deswegen bin ich auch gerne in Österreich zum Urlaubmachen, am liebsten in der Nähe der Orte meiner Kindheit. Also in Tirol. Mit Blick auf das Kaisergebirge. Und da bin ich wieder am Anfang. Ich finde Meerrettich eigentlich nicht so toll. Aber wenn er Kren heißt? Und das Essen so charmant „Krentascherl mit Erdäpfeln und Kohlrabi“? In unserem Hotel stand das zur Auswahl. Das Gemüse macht man aus Kohlrabi, Gemüsefond und Butter. Der Teig wird aus gekochten, mehligen Kartoffeln, also Erdäpfeln, Mehl, zerlassener Butter, Eigelb und Gewürzen hergestellt. Die Fülle der Tascherl besteht aus speckigen Kartoffeln, frisch „gerissenem“ Kren, Sauerrahm, Salz, Pfeffer und Petersilie, Eigelb und wenig Speck (wenn man überhaupt mag).

Für den Inhalt der Tascherl braucht man übrigens ein „versprudeltes“ Ei ... Ein andermal.  Glückliches Österreich.

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Kolumne

Susanne Breit-Keßler

Essen und Trinken hält Leib und ­Seele zusammen. Und darüber Neues zu lesen, macht den Geist fit. Viele Folgen lang hat Susanne Breit-Keßler Ihnen Woche für Woche ihre Gedanken dazu aufgeschrieben und guten Appetit gewünscht. Im Sommer 2024 endete die Kolumne. Die Texte sind weiter im Archiv abrufbar.