Die Geschichte der Christenheit war zu Zeiten wenig glorreich. Vor allem dann, wenn die Nachfolger Jesus der Überzeugung waren, sie müssten anderen Völkern mit erheblichem Nachdruck den Glauben an den Gekreuzigten und Auferstandenen einbläuen. In Mexiko warben die Franziskaner mit Lebensmitteln, Kleidung und Schmuck aus Glas bei den Indianern für das Evangelium. Die durften dann Häuser bauen, Felder bestellen und sich handwerklich betätigen. Ihre religiöse Überzeugung war ein munterer Synkretismus, in dem sich Altes und Neues mischten.
Immerhin nahmen auch die Franziskaner das eine oder andere an. Zum Beispiel brachten sie Paprikasamen von Mexiko nach Spanien. Dem Gemüse gefiel das Klima, besonders das im galicischen Padrón, einem Ort im Nordwesten des Landes. Padrón, das ist nicht der Titel eines Clanoberhauptes, sondern die Bezeichnung des Meilensteins am Ufer. An dem soll ein Schiff festgemacht haben, das den Körper des Apostels Jakobus mit sich führte. Wahr oder gut erfunden: Dieser pedrón ist immer noch in der Kirche Padróns zu besichtigen.
Ein Mittel gegen Fernweh
Zurück zum Essen. Die kleinen Paprika wuchsen und gediehen. Sie tun das bis heute. Einige scharf wie die Hölle, andere himmlisch mild. Ihr Name: Pimientos de Padrón. Unreif-grün werden sie geerntet und zu Tapas verarbeitet, zu „Deckeln“, die man wie Serrano-Schinken, Oliven, Salzmandeln, Fleischklößchen, mit Speck ummantelte Pflaumen, Kartoffelsalat, Chorizo, Knoblauch-Chili-Garnelen, Tortilla und Weißbrot in Begleitung von Wein oder Bier verzehrt. Haben Sie jetzt Hunger und mittleres Fernweh bekommen? Ab in die Küche.
Vorher müssten Sie natürlich die Pimientos im Supermarkt gekauft, im Garten oder auf dem Balkon geerntet haben. Waschen, trocknen und mit wenig, aber gutem Olivenöl in der Pfanne braten. Solange, bis die Paprikas braun werden und Blasen werfen. Herausnehmen, abtupfen und mit grobem Meersalz würzen. Bis auf Stumpf und Stil essen. Wenn man mag und es verträgt, gerne auch mit den Kernen. Ganz einfach, sehr köstlich. Möglicherweise sollte man öfter von anderen lernen, als sie mit der eigenen Mission über den Haufen zu rennen.
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