Seit Mitte März sind wir in Quarantäne. Venezuela war eines der ersten lateinamerikanischen Länder, die eine Ausgangssperre für ihre Bürger verordneten. Anders als in den meisten Ländern ist die Covid-19-Epidemie hier aber nicht das Hauptproblem. In Venezuela leidet die Bevölkerung vor allem unter der prekären Versorgungslage.
Arno Erdmann
Es fehlen Medikamente und Lebensmittel. Wenn es Waren im Supermarkt gibt, können sich diese die wenigsten leisten. Eine regelmäßige Wasser-, Strom oer Gasversorgung gibt es nicht mehr. Seit einer Woche gibt es auch kein Benzin mehr, außer für Ärzte und Berufsgruppen mit besonderer Erlaubnis – und für regierungstreue Anhänger, wie ich gehört habe – und das in einem Land, das extrem reich an Erdöl ist. Venezuela ist seit Jahren in einer dramatischen Wirtschaftskrise, Millionen Menschen flohen vor Hunger und Elend ins Ausland. Immer wieder wurde gegen das Regime demonstriert. Jetzt, mit der Ausgangssperre, ist auch jegliche politische Aktivität im Keim erstickt.
Positive Entwicklung gestoppt
Dabei hatte sich die wirtschaftliche Lage für viele Venezolaner gerade ein bisschen gebessert. Die ausgewanderten Familienangehörigen versorgten sie mit Devisen, seit Mitte letzten Jahres ist auch der Dollar offiziell zugelassen. Die Wirtschaft fing gerade an, handlungsfähig zu werden. Die Menschen konnten ein bisschen mehr kaufen. Das kommt nun wieder zum Stillstand.
Für uns als Kirche ist es wichtig, die sozialen Projekte wie Kinderheime, ambulante Krankenstationen, Altersheime und Hilfsvereine sicher zu versorgen und weiter zu unterstützen. Nicht auszudenken, wenn die Epidemie in diesen Einrichtungen ausbricht.