Als die islamische Theologie 2012 an deutschen Universitäten etabliert wurde, war die Erwartung riesig, dass das Fach die Integration der Muslime befördert. Die meisten der knapp 2500 Studierenden sind Frauen, viele tragen Kopftuch und sind schockiert, wenn sie "ihren" Glauben wissenschaftlich hinterfragen sollen. Das hat kürzlich eine Untersuchung der Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft an der Universität in Frankfurt am Main ergeben. Nach Turbointegration klingt das nicht.
Claudia Keller
Doch gerade für Frauen aus strenggläubigen Milieus ist die Möglichkeit, zu studieren, ein großer Schritt der Emanzipation und ein sozialer Aufstieg. 70 Prozent der Studierenden sind in ihren Familien die ersten, die eine Universität besuchen. Bei einigen haben die Eltern nur zugestimmt, weil es um den Islam geht. Die Alternative wäre: kein Studium. Wie die Studie zeigt, entfaltet sich die aufklärerische Macht der Wissenschaft: Im Laufe des Studiums lernen die Studierenden die Vielfalt des Islams schätzen, eigene Überzeugungen und Verbote der Familie relativieren sich. Mehr kann das Fach erst mal nicht leisten. Und das ist gar nicht so wenig.