Randfiguren
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Wer eine Gesellschaft verstehen will, muss sich an ihre Ränder begeben. Die Amerikanerin Anne Tyler verfügt über die große Gabe, Menschen zu beschreiben, deren Leben sich nicht als Erfolgsgeschichte erzählen lässt. Micah Mortimer heißt die Hauptfigur in ihrem neuen Roman – ein Mann Anfang vierzig, der als hochbegabter IT-Fachmann kleine Brötchen backen muss und einen Computernotdienst in Baltimore betreibt. Er ist besessen davon, seinen Alltag zu regulieren, doch als ihn mal wieder eine Freundin verlässt und ein junger Mann vor der Tür steht, der vorgibt, sein Sohn zu sein, gerät sein Leben aus den Fugen. Anne Tyler gibt seinem vermeintlich verpfuschten Leben Würde zurück und fragt wie ihr Held nach dem "Sinn des Ganzen".
Anne Tyler: Der Sinn des Ganzen. Übers.: Michaela Grabinger. Kein & Aber. 224 S., 22 Euro
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Die Österreicherin Monika Helfer legt mit "Die Bagage" auf den ersten Blick einen herkömmlichen Familienroman vor. Weit geht ihre Ich-Erzählerin zurück, bis in die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Ihre Vorfahren, die Moosbruggers, leben am Rand eines Dorfes und sind für die anderen nicht mehr als die "Bagage". Als Josef davon hört, dass seine Frau Maria – während er als Soldat fern der Heimat kämpfte – vielleicht den Avancen eines durchreisenden Deutschen erlegen ist, verändert sich das Leben der Familie von heute auf morgen. Und die Erzählerin beginnt, darüber nachzudenken, wie weit die Schatten der Vergangenheit reichen. Gehören sie und die Ihrigen auch noch zur "Bagage"? Bleiben sie für immer Außenseiter, die am Rand der bürgerlichen Welt stehen?
Monika Helfer: Die Bagage. Hanser. 160 Seiten, 19 Euro
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